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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Es muss übrigens hervorgehoben werden, dass die meisten der 
grösseren industriellen Etablissements der Monarchie, die Gasbe 
leuchtung gewöhnlich in eigener Regie anwenden*) und dass auch 
die nicht gasförmigen Destillationsprodu«te durch die chemische 
Industrie ihre Verwertung finden. 
So werden die Gaswässer der Wiener Anstalten durch die 
chemische Productenfabrik zu Liesing zur Gewinnung von Ammoniak- 
Salzen angewendet, und es verarbeitet die Theerproducten-Fabrik 
des E. Pilhal in Simmering bei Wien den Steinkohlentheer auf die 
verschiedenen darin enthaltenen Producte. 
Die Oleum-Brennerei. Die chemische Industrie Oester 
reichs ist in ihren Anfängen mit dem Bergbau und dem Hüttenwesen 
innig verbunden und war ursprünglich auf das Vorkommen von 
Kiesen und anderen Schwefelungen basirt, welche man theils durch 
einfaches Verwitternlassen in Vitriole umwandelte, theils durch Destil 
lation Schwefel daraus gewann und die erhaltenen schwefelärmeren 
und leicht verwitterbaren Abbrände auf Vitriole verarbeitete. Diese 
wurden theils als solche verwendet, theils aber mit den Mutterlaugen 
zur Gewinnung von Vitriolöl benützt und das hier fallende caput 
mortuum als Anstrichfarbe in den Handel gebracht. 
Diese Industrie, welche auch heute noch in ausgedehntem Mass- 
stabe betrieben wird, zerfiel in zwei grosse Gruppen, und zwar in die 
der Steinkohlen-Begion im Pilsener Kreise und in die der Braunkohl en- 
Region im Elbogener Kreise, erstere mit Vitriolöl, letztere mit 
Schwefel, Alaun und Eisenvitriol als Hauptproducten. 
Das älteste „Mineralwerk“, welches jetzt noch, allerdings in 
verändertem Zustande existirt, ist das im Jahre 1630**) zuLukawitz 
(Herrschaft Nassaberg) in Böhmen errichtete, welches auf das zufällig 
*) In einer der grössten Lederfabriken Oesterreichs, nämlich in der yon 
Franz Schmitt in Rehberg bei Krems, wird das Gas aus den beim Abscha 
ben der Häute entstandenen Abfällen producirt. 
**) Jedenfalls gab es schon vor jener Zeit Alaunwerke in Böhmen und 
cs dürfte der Berghauptmann von Gendorf der erste gewesen sein, welcher 
diese Industrie einfiihrte, die Alaungewinnung zu Schaschowitz betrieb und 
diese Werke zu hoher Blüte brachte, namentlich nachdem im Jahre 1549 
das Verbot der Einfuhr von Alaun und Vitriol erfolgte und y. Gendorf
	        
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