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Theils in Folge des Wiederaufblühens der Baumwollen-Industrie,
theils dadurch, dass viel Schwefelsäure zur Erzeugung von Super-
Phosphat und in den Brennereien verwendet wird, gelangte die ganze
Industrie am Ende der sechziger Jahre zu neuem Aufschwung.
Die im Jahre 1823 durch Losh in England gelungene Durch
führung des schon im Jahre 1791 von Leblanc erfundenen Soda-
Bereitungs-Processes stellte die chemische Industrie auf eine neue
Basis und emancipirte diese sowohl, wie die Glas- und Seifen-Fabri-
cation, von der Pottasche und der natürlichen Soda.
In Oesterreich musste diess umsomehr empfunden werden, als
unsere Industrie vornehmlich, soweit sie Alkali-Industrie war, auf dem
Beichthum der böhmischen Wälder, welche Brennstoffe und Asche
lieferten, gestützt war, aber gerade am Anfänge der zwanziger Jahre
hatte sich der Holzmangel in erhöhtem Grade fühlbar gemacht. Man
verbot die Ausfuhr von Asche gänzlich und machte die Industriellen
mit Hinweis auf Frankreich auf die Pottasche-Gewinnung aus Unkräu
tern und Gesträuchen aufmerksam. In anderen Ländern hatte sich
der Mangel an Pottasche übrigens schon viel früher bemerklieh
gemacht. So wies im Jahre 1806 J. W. Döbereiner in dieser Bezie
hung auf den stets zunehmenden Mangel aller Holzarten hin. Er hielt
die von Leblanc bereitete Soda für sehr unrein und sprach die Ansicht
aus, dass auch das von Klaproth und Kichter zur Zersetzung des
Glaubersalzes vorgeschlagene Verfahren mit Kalk, wegen der so
geringen Löslichkeit des letzteren in Wasser nicht durchführbar sei,
und empfahl daher (im Jahre 1806) den Baryt, welcher, wie er sagte,
im Grossen allerdings zu theuer kommt. Aber die Salmiak-Fabrikanten
könnten, so meinte er, bei der Bereitung von schwefelsaurem Ammo
niak aus dem kohlensauren Salze, leicht statt Alaun, Vitriol oder
Gips den Schwerspath anwenden, was den Vortheil hätte, dass der
erhaltene kohlensaure Baryt sofort nach Pelletier auf Baryt verar
beitet oder durch Zersetzung des Glaubersalzes zu Schwerspath rege-
nerirt werden könnte.
Die natürliche Soda Ungarns, welche schon zur Zeit der Bömer-
herrschaft in Pannonien bekamitwar, wurde wohl grösstentheils in der
Nähe der Fundorte zu Seife verarbeitet und obwohl man behauptete,