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zum Zwecke von wissenschaftlichen Arbeiten anfangs unentgeltlich und
später um den Gestehungspreis an Naturforscher verabfolgt wurde.
Es muss hier auch vor Allen Ludwig Ploy, Apotheker und Besitzer
eines chemischen Laboratoriums, genannt werden, welcher in den
dreissiger Jahren eine Fabrik in Oberndorf (Imikreis) errichtete, die
er später nach Maning bei Yöklabruck verlegte, und dort verschie
dene chemische Präparate, darunter Aether, Essigsäure, Schwefel
säure (etwa 3000 Centner jährlich zum eigenen Gebrauche) erzeugte.
Derselbe hatte auch in Aue eine Ultramarin-Fabrik gegründet, und
war der erste, welcher in Oesterreich Phosphor fabricirte und während
er in seiner Fabrik in Oberndorf im Jahre 1840 nur 10 Centner davon
erzeugte, bereitete er im Jahre 1845 schon 160 Centner, bald darauf
und bis zu den sechziger Jahren 200 Centner dieses Körpers.
Die Alaun-Gewinnung wurde bereits an einer anderen Stelle
besprochen, es mag hier aber erwähnt werden, dass man auch schwe
felsaure Thonerde aus inländischem Bauxit darzustellen versuchte, da
sich letzteres Mineral in grosser Menge in Krain und bei Pitten in
Nieder-Oesterreich vorfindet. Die Seybel’sche Fabrik hatte bei der
Pariser Ausstellung 1867: Natron- Aluminat, Thonerde-Hydrat, essig
saure und schwefelsaure Thonerde von vorzüglicher Güte aus inlän
dischem Bauxit dargestellt, zur Ausstellung gebracht*).
Die Salpeter-Siedereien an der Theiss und Maros bestehen schon
seit Jahrhunderten und erhielten eine Erweiterung durch die Bemü
hung des 1824 verstorbenen Generals Nikolaus Baron Vay und später
in den dreissiger Jahren durch den Oberinspector J. Szabö. Die
Methode durch Auslaugen salpeterhältiger Erden Salpeter zu gewin
nen, hat übrigens in unserer Zeit sehr abgenommen, und es wurde
dagegen zuerst in Triest durch die Fabrik v. Gosleth’s das Raffiniren
des indischen Salpeters und namentlich schon vor etwa dreissig Jahren
die Bereitung von Kalisalpeter aus Chilisalpeter eingeführt.
*) Das Verdienst, die natürliche Thonerde (Bauxit) im Jahre 1862
zur industriellen Verwendung gebracht zu haben, gebührt dem Chemiker
Deville, allein es muss hier erwähnt werden, dass Berthier schon im Jahre
1821 in den Annales des mines die Analyse der eisen- und etwas chrom
haltigen „Thonerde-Hydrate von Beaux“ publicirt und Mollier ein Jahr
früher dieses Mineral von Afrika nach Paris gebracht hatte.