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Es muss hier auch auf die chemische Fabrik von Stefan v. Körner
hingewiesen werden, welche auch einen so grossen Einfluss auf die
Erzeugung von Zündhölzchen genommen hat, und namentlich die
Bereitung von chlorsaurem Kali, Knallpulver und Zündhütchen betrieb.
Diese Branche wurde übrigens 1825 schon durch die bekannte Firma
Sellier & Beilot nach Prag verpflanzt. Letztere Fabrik ist überhaupt
die erste in Deutschland, welche diesen Industrie-Zweig im Grossen
ausführte. Sie erzeugte im Jahre 1844: 193,161.000 Zündhütchen,
in späteren Jahren betrug jedoch ihre Leistungsfähigkeit nahe an
600 Millionen Stück.
Kerzen und Seifen. Die Erzeugung von Seifensieder-Waareu,
als welche man sowohl die verschiedenen Arten von Seife, als auch
Unschlittkerzen bezeichnen kann, war bis zum Jahre 1812 zünftig, von
da ab jedoch als freies Gewerbe erklärt. Bis zum Jahre 1812 bestand
überdiess in Nieder - Oesterreich eine Bezirkseintheilung, vermöge
welcher jeder Fleischhauer berufen war, das von ihm erzeugte
Unschlitt abzuliefern; seit Aufhebung dieser Eintheilung herrschte
in diesem Handel volle Freiheit.
Man benützte fast ausschliesslich die Pottasche (aus Holzasche)
und erzeugte hauptsächlich die gewöhnliche Talgseife aus Rindertalg.
Im Jahre 1810 wurde auch aus den sonst unbenützten Rückständen
(Fasern, Membranen etc.) von A. Schlesinger in Wien die erste
sogenannte schwarze Leim- oder „Fleischgrammelseife“ gesotten,
für welches Product Schlesinger von Sr. Majestät dem Kaiser einen
Betrag von 10.000 fl. als Belohnung erhielt.
Unter günstigen Verhältnissen entwickelte sich die Seifen
industrie in Debreczin, wo 87 zünftige Seifensieder mit 8 öffent
lichen Seifensiedereien bestanden, in welchen die, in drei Classeu
abgetheilten Seifensieder der Reihe nach ihr Gewerbe trieben
und ein unter dem Namen Debreczinerseife berühmt gewordenes Pro
duct darstellten. Die Meister der ersten Reihe hatten das Recht
dreissigmal, die der zweiten Reihe fünfzehnmal, die der dritten Reihe
viermal im Jahre Seife zu sieden. Als Alkali benützte man hier in
ausgedehntem Maassstabe die natürlich vorkommende Soda, als Fett
Abfälle aller Art, Speckkrumen, alten riechenden Speck, verdorbenes