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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Es muss hier auch auf die chemische Fabrik von Stefan v. Körner 
hingewiesen werden, welche auch einen so grossen Einfluss auf die 
Erzeugung von Zündhölzchen genommen hat, und namentlich die 
Bereitung von chlorsaurem Kali, Knallpulver und Zündhütchen betrieb. 
Diese Branche wurde übrigens 1825 schon durch die bekannte Firma 
Sellier & Beilot nach Prag verpflanzt. Letztere Fabrik ist überhaupt 
die erste in Deutschland, welche diesen Industrie-Zweig im Grossen 
ausführte. Sie erzeugte im Jahre 1844: 193,161.000 Zündhütchen, 
in späteren Jahren betrug jedoch ihre Leistungsfähigkeit nahe an 
600 Millionen Stück. 
Kerzen und Seifen. Die Erzeugung von Seifensieder-Waareu, 
als welche man sowohl die verschiedenen Arten von Seife, als auch 
Unschlittkerzen bezeichnen kann, war bis zum Jahre 1812 zünftig, von 
da ab jedoch als freies Gewerbe erklärt. Bis zum Jahre 1812 bestand 
überdiess in Nieder - Oesterreich eine Bezirkseintheilung, vermöge 
welcher jeder Fleischhauer berufen war, das von ihm erzeugte 
Unschlitt abzuliefern; seit Aufhebung dieser Eintheilung herrschte 
in diesem Handel volle Freiheit. 
Man benützte fast ausschliesslich die Pottasche (aus Holzasche) 
und erzeugte hauptsächlich die gewöhnliche Talgseife aus Rindertalg. 
Im Jahre 1810 wurde auch aus den sonst unbenützten Rückständen 
(Fasern, Membranen etc.) von A. Schlesinger in Wien die erste 
sogenannte schwarze Leim- oder „Fleischgrammelseife“ gesotten, 
für welches Product Schlesinger von Sr. Majestät dem Kaiser einen 
Betrag von 10.000 fl. als Belohnung erhielt. 
Unter günstigen Verhältnissen entwickelte sich die Seifen 
industrie in Debreczin, wo 87 zünftige Seifensieder mit 8 öffent 
lichen Seifensiedereien bestanden, in welchen die, in drei Classeu 
abgetheilten Seifensieder der Reihe nach ihr Gewerbe trieben 
und ein unter dem Namen Debreczinerseife berühmt gewordenes Pro 
duct darstellten. Die Meister der ersten Reihe hatten das Recht 
dreissigmal, die der zweiten Reihe fünfzehnmal, die der dritten Reihe 
viermal im Jahre Seife zu sieden. Als Alkali benützte man hier in 
ausgedehntem Maassstabe die natürlich vorkommende Soda, als Fett 
Abfälle aller Art, Speckkrumen, alten riechenden Speck, verdorbenes
	        
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