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betreiben sollte, machte die hiesigen Seifen-Fabrikanten erst auf den
ganzen Umfang der Milly’schen Unternehmung und auf die gefährliche
Concurrenz, die ihnen dadurch erwuchs, aufmerksam, namentlich als
die Milly’sche Actien - Gesellschaft aufhörte, das geschmolzene
Unschlitt von den Seifensiedern zu beziehen, direct das rohe Unschlitt
von den Fleischhauern kaufte, und das Geschäft des Schmelzens selbst
besorgte.
So kam es, dass im Jahre 1839 zwei andere Kerzenfabriks-
Gesellschaften entstanden, welche unter dem Schutze von Verbes
serungs-Privilegien die sogenannten „Wiener Stearinkerzen“ und
„Oesterreichs Apollokerzen“ erzeugten, wodurch zunächst eine bedeu
tende Preisverminderung erzielt wurde. Diese beiden Gesellschaften
vereinigten sich schon im Jahre 1840 und führten nunmehr die
Firma „Apollokerzen-Fabrik der ersten österreichischen Seifensieder-
Gewerks-Gesellschaft“, welche die ausgedehnteste Unternehmung
ihrer Art in Oesterreich wurde. Dieselbe wurde eigentlich durch
W. F. Mareda's Sohn als ein Verein von 12 Seifensiedern, in der Art
gegründet, dass diese eine in den Familien der Theilnehmer sich ver
erbende Gesellschaft bildeten. Die Gesellschaft errichtete die beiden
1 abriken am Schottenfeld, in den Localitäten des ehemaligen Apollo-
Saales (1839) und in Penzing (1846), erzeugte schon im Anfänge der
vierziger Jahre 6000 Centner Kerzen und 9000 Centner Seife und
verbrauchte 12.800 Centner Unschlitt, im Jahre 1867 sogar an
70.000 Centner dieses Rohstoffes und fabricirte 26—28.000 Centner
Seifen und 30.000 Centner Kerzen.
in Prag wurde dieser Fabrications-Zweig durch F. A. Müller ein
geführt.
Die Einführung dieses Industrie - Zweiges in Oesterreich hat
natürlich auch einen Einfluss aut die Seifen-Fabrication gehabt, da
nunmehr in der, beim Pressen abfallenden, Oelsäure ein vortreffliches
Material zur Seifen-Erzeugung zur Disposition stand, und beeinflusste
ferner die Schwefelsäure-Industrie, welche ihren Aufschwung in
den vierziger Jahren wohl zunächst dem raschen Emporblühen der
Kerzen - Fabrication mittelst Kalk - Verseifung zu danken hatte,
wodurch allein im Wiener Kammerbezirk in den Jahren 1857 — 1860