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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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40.000 Centner Schwefelsäure jährlich consumirt wurden. Die Methode 
der directen Verseifung mit Schwefelsäure, welche zuerst vonAehard 
(1777) angegeben und von Fremy in die Industrie eingeführt wurde, 
hatte in Oesterreich nicht bleibenden Fuss gefasst. 
Dagegen hat man der Verseifung des Fettes mit Wasser bei 
hohem Druck, welche von Tilghmann (1854), Melsens und Berthelot 
angegeben wurde, sofort nach ihrem Bekanntwerden die grösste Auf 
merksamkeit gewidmet, und trotzdem das Unschlitt, welches unseren 
Fabrikanten zu Gebote steht, sich auf diese Weise schwieriger ver 
seifen lässt, als das den Engländern und Franzosen leichter zugäng 
liche Palmöl, glücklich durchgeführt. In den Fabriken der ersten 
österreichischen Seifensieder-Gewerks-Gesellschaft wurde schon im 
Jahre 1859 ein von dem hochverdienten technischen Director Geore 
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Hartl construirter Apparat zur Zersetzung in Anwendung gebracht, 
welcher bei grosser Einfachheit doch viele Vortheile gewährt. Die 
Verseifung erfolgt in unseren Fabriken gewöhnlich bei 8 —10 Atmo 
sphären Druck und mit Zusatz von einigen (etwa2—4) Procenten Kalk. 
Die meisten österreichischen Fabriken befolgen seit einer Beihe 
von Jahren diese Methode der Verseifung, und es gilt diess nament 
lich auch von der grossen und vorzüglich betriebenen Fabrik der 
Firma Ant. Himmelbauer & Co. in Stockerau. 
Diese wurde als Seifen-Fabrik im Jahre 1836 von Anton Him 
melbauer gegründet, im Jahre 1842 die Parfumerie-Erzeuguug ein 
geführt, im Jahre 1852 Stearinkerzen-Bereitung mittelst der Methode 
der Kalk-Verseifung begonnen und später die Methode der Versei 
fung mit Hochdruck adoptirt. 
Bis zum Jahre 1862 wurden blos Stearinkerzen einer Sorte 
erzeugt, von da ab jedoch Compositions-Kerzen aus Stearinsäure und 
Paraffin unter dem Namen „Helios-Kerzen“. Anfangs bezog man 
das hiezu nötige Paraffin aus dem Auslande, errichtete jedoch in den 
Jahren 1866—1867 eine eigene Paraffin-Fabrik in Mährisch-Ostrau, 
die galizischen Ozokerit verarbeitet und auch Petroleum und andere 
Nebenproducte erzeugt. Die Darstellung von Compositions-Kerzen aus 
Stearinsäure und Paraffin ist übrigens in Folge des niedrigen Preises 
des letzteren eine sehr allgemeine geworden.
	        
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