134
Dieselbe Methode, der Verseifung durch Hochdruck, befolgt auch
die hervorragende und schöne Fabrik zu Liesing, welche von der
früher bestandenen Millykerzen - Fabriks - Actien - Gesellschaft auf
Fr. Albert Sarg überging und sich namentlich durch die Darstellung
eines vorzüglichen und durch Destillation gereinigten Glycerins, von
Glycerin-Seifen und anderer Toilette-Artikel auszeichnet.
Die Parfumerie-Industrie hatte früher in Oesterreich mit man
cherlei Schwierigkeiten zu kämpfen und erfuhr beispielsweise eine, ihre
vollkommen freie Entfaltung beeinträchtigende Aufsicht der Medi-
einal-Behörde, was zum Theil verursachte, dass dieselbe von vielen
Apothekern als Nebengewerbe betrieben wurde; ferner war der Import
aus Frankreich und England immer bedeutend, so dass die Bekämpfung
desselben auch in den letzteren Jahren viele Schwierigkeiten bot
und wohl auch die so verderbliche Imitation fremder Formen und
Etiquetten veranlasste.
Den ersten bedeutenden Aufschwung erhielt die Toilette-Seifen-
und Parfumerie-Industrie durch die Firma Treu &Nuglisch im Jahre
1831 und wurde namentlich seit Beginn der sechziger Jahre durch
die Gewerbe-Freiheit und das Markenschutz-Gesetz angeregt, sehr
erfolgreich betrieben. Unter den hervorragendsten Firmen müssen
neben der schon erwähnten, noch A. Adamek, dann Calderara und
Bankmann, welche einen sehr bedeutenden Export haben, A. C. Die-
dek’s Sohn, Franz Fischer, Georg Hartl & Sohn, J. Perl in Wien,
Ignaz Weineck & Sohn in Stockerau, D. A. C. Leyer in Graz, Brichta
in Prag etc., genannt werden.
Das Glycerin, welches ein in so grosser Menge dargestelltes
Nebenproduct der Kerzen - Fabrication ist, findet ausser in der
Seifen -Industrie auch zur Weinversüssung und zur Darstellung von
Dynamit, welche im Jahre 1869 in Oesterreich eingeführt wurde,
Anwendung.
Die Kerzen-Industrie zeigte im Jahre 1864 eine kleine Abnahme,
welche seither freilich einem erneuerten grösseren Aufschwünge
gewichen ist. Die Ursache lag damals zunächst in der grossen Schwie
rigkeit der Beschaffung der nötigen grossen Unschlittmenge, wobei
man während dem Vorwalten eines hohen Agios und fortwährenden