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Schwankungen desselben zum Theil auf das Ausland (Russland) ange
wiesen war.
Die Anwendung von Producten der Destillation fossiler Brenn
stoffe, bituminöser Schiefer oder natürlich vorkommender Erdharze
wurden in Oesterreich am Ende der fünfziger Jahre eine allgemeine.
Bis zum Jahre 1860 spielte das aus Nord-Deutschland bezogene
Photogen am Wiener Platze die Hauptrolle, obwohl sich die Industrie
seit 1853 der galizischen Naphta-Gruben bemächtiget hatte und im
Jahre 1859 schon 12.000 Centner Bergtheer in Galizien gewonnen
wurden. Die Ausbeute an Bergöl in Galizien war sogar schon in den
Jahren 1815 und 1816 bedeutend und fand dasselbe schon damals
zu Beleuchtungszwecken sowohl in Wien als in Prag und an andern
Orten Verwendung. Im Jahre 1824 hatte v. Keess auf die, längs den
Karpathen in der Nähe der Salzflötze in Galizien vorkommenden Oele
(Rappa und Kipiczke genannt) neuerdings aufmerksam gemacht. In
Siebenbürgen wurden schon im Jahre 1806 zu Hersän jährlich
800 Eimer Erdöl gewonnen, und zu Wagenschmieren verwendet.
Auch das Vorkommen von Bergpech zu Iglo im Zipser Comitate
■und zu Szaszke und jene von Bergöl in Bihar und in der Marmaros
waren schon bekannt. In Tirol wurde auch schon im vorigen Jahrhun
dert, namentlich in Seefeld, das Steinöl unter dem Namen Durschenöl
gewonnen. In den Jahren 1861 —1866 nahm der Absatz von Mineral-
Oelen ausserordentlich zu und dürfte wohl bis zu 250.000 Centner
jährlich betragen haben. Mit der Erzeugung der verschiedenen ein
schlägigen Producte und der Verarbeitung des Ozokerites, der Berei
tung des Paraffins und zum Theil der Paraffin-Kerzen, beschäftigten
sich mehrere Firmen, unter welchen in erster Linie die unter der
technischen Leitung des M. Matscheko stehenden Fabrik von Gustav
Wagenmann genannt werden muss. Im Jahre 1862 gelang es ihr,
aus den Nebenproducten der Petroleum-Fabrication ein vollkommen
taugliches Maschinenschmieröl darzustellen, von welchem die österrei
chischen Eisenbahnen im Jahre 1872 : 15.000 Centner verbrauchten.
Ferner müssen rühmlich hervorgehoben werden die im Jahre 1858
gegründete Perl’sche Fabrik in Aussig, und die Fabriken von Hoclt-
stetter & Co. (früher Pilz & Co.) in Floridsdorf, Boryslaw, Orawicza