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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Der Erfinder der Schüsselpresse hat eine Maschine zu con- 
struiren unternommen, mit welcher man bei einem enorm starken 
Druck, in möglichst kurzer Zeit ein grosses Samen-Quantum verar 
beiten kann, ein Princip, dem viele Oel-Fabrikanten in Oesterreich 
überhaupt huldigen. — Dieses Ziel hat Müller vollkommen erreicht. 
Seine Oelpresse, welche auf einen 15zölligen Kolben einen lieberdruck 
bis 400 Atmosphären zulässt, ist von Maschinen dieser Art bisher 
unerreicht. Ebenso ist das Resultat von 5 Kuchen ä 7 Pfund in 
4—5 Minuten bis jetzt noch von keiner anderen hydraulischen Oel- 
Presse geleistet worden. 
Nichtsdestoweniger haben wir gegen diese Maschine einzuwen- 
den, dass sie einem verwerflichen Principe dient. 
Sowie eine saftige Frucht durch einen kurzen, wenn auch noch 
so starken Druck, gezwungen wird, ihren Saft vollkommen ausfliessen 
zu lassen, eben so wenig ist auch bei den Oelsamen, welcher Art sie 
immer sein mögen, ein Gewinnen des ganzen Oeles durch kaum 2 bis 
15 Minuten andauernden Hochdruck möglich. — Es muss dem Samen, 
nach unserer Anschauung, während des Pressens genügend Zeit zum 
Abfliessen des Oeles bleiben, und ist sowohl der hohe Druck von 
400 Atmosphären, als die kurze Zeit der Pressung für die Fabrication 
von grossem Nachtheile. Es sind bekanntlich in allen Oelfrüchten 
ausser dem flüssigen Oele auch Eiweiss- und Harzstoffe, Oelsäuren, 
Pflanzenschleim etc. enthalten, welche nachweislich schwerer und 
dann auch nur bei hohen Hitzegraden auf mechanischem Wege auszu- 
scheiden sind. Da nun an und für sich bei dem enormen Druck von 
400 Atmosphären, wenn man ein Austreten des Samenmehles aus 
den Ringen verhüten will, ein ganz besonders hoher Hitzegrad erfor 
derlich ist, so werden dadurch die Fettsäuren und Harztheile gelöst, 
das Eiweiss gerinnen gemacht und während auf der einen Seite das 
Oel durch Harz, Säuren etc. verunreinigt wird, werden auf der anderen 
Seite auch die Oelkuehen durch ihre dunklere unansehnliche Farbe 
und schlechteren Geschmack als Viehfutter entwertet. Allerdings ist 
dann scheinbar ein günstigeres Kohöl-Ergebniss erzielt, dagegen sind 
bei der Raffiuirung durch vermehrte fast wertlose Abfälle Verluste zu 
beklagen, die das erzielte höhere Erträgniss weit überholen.
	        
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