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Der Erfinder der Schüsselpresse hat eine Maschine zu con-
struiren unternommen, mit welcher man bei einem enorm starken
Druck, in möglichst kurzer Zeit ein grosses Samen-Quantum verar
beiten kann, ein Princip, dem viele Oel-Fabrikanten in Oesterreich
überhaupt huldigen. — Dieses Ziel hat Müller vollkommen erreicht.
Seine Oelpresse, welche auf einen 15zölligen Kolben einen lieberdruck
bis 400 Atmosphären zulässt, ist von Maschinen dieser Art bisher
unerreicht. Ebenso ist das Resultat von 5 Kuchen ä 7 Pfund in
4—5 Minuten bis jetzt noch von keiner anderen hydraulischen Oel-
Presse geleistet worden.
Nichtsdestoweniger haben wir gegen diese Maschine einzuwen-
den, dass sie einem verwerflichen Principe dient.
Sowie eine saftige Frucht durch einen kurzen, wenn auch noch
so starken Druck, gezwungen wird, ihren Saft vollkommen ausfliessen
zu lassen, eben so wenig ist auch bei den Oelsamen, welcher Art sie
immer sein mögen, ein Gewinnen des ganzen Oeles durch kaum 2 bis
15 Minuten andauernden Hochdruck möglich. — Es muss dem Samen,
nach unserer Anschauung, während des Pressens genügend Zeit zum
Abfliessen des Oeles bleiben, und ist sowohl der hohe Druck von
400 Atmosphären, als die kurze Zeit der Pressung für die Fabrication
von grossem Nachtheile. Es sind bekanntlich in allen Oelfrüchten
ausser dem flüssigen Oele auch Eiweiss- und Harzstoffe, Oelsäuren,
Pflanzenschleim etc. enthalten, welche nachweislich schwerer und
dann auch nur bei hohen Hitzegraden auf mechanischem Wege auszu-
scheiden sind. Da nun an und für sich bei dem enormen Druck von
400 Atmosphären, wenn man ein Austreten des Samenmehles aus
den Ringen verhüten will, ein ganz besonders hoher Hitzegrad erfor
derlich ist, so werden dadurch die Fettsäuren und Harztheile gelöst,
das Eiweiss gerinnen gemacht und während auf der einen Seite das
Oel durch Harz, Säuren etc. verunreinigt wird, werden auf der anderen
Seite auch die Oelkuehen durch ihre dunklere unansehnliche Farbe
und schlechteren Geschmack als Viehfutter entwertet. Allerdings ist
dann scheinbar ein günstigeres Kohöl-Ergebniss erzielt, dagegen sind
bei der Raffiuirung durch vermehrte fast wertlose Abfälle Verluste zu
beklagen, die das erzielte höhere Erträgniss weit überholen.