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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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in ihrer Wahl der Arznei-Mittel nicht gebunden sind an das jeweilige 
medicinische Gesetzbuch, Pharmakopoe genannt, so ist die letztere 
doch in der Hauptsache massgebend, weil jeder Apotheker gesetzlich 
verpflichtet ist, die in ihr enthaltenen Arznei-Körper vorräthig zu 
halten. Der Droguerie-Handel dreht sich daher wesentlich um den 
Inhalt der eben mit Gesetzeskraft ausgestatteten Pharmakopoe; nun 
variirt aber dieser mit der Herausgabe einer jeden neuen Auflage der 
Pharmakopoe gar sehr, was einestheils von den eben herrschenden 
Heil-Methoden, andererseits von den Anschauungen der mit der Ver 
fassung eines medicinischen Codex beauftragten Individuen abhängt. 
Nicht nur die zu verschiedenen Zeiten erschienenen Auflagen der 
Pharmakopoe in einem und demselben Lande, sondern auch die fast 
zur selben Zeit in verschiedenen Ländern edirten Pharmakopoeen 
bieten, was Quantität und Qualität des Inhaltes betrifft, sehr nam 
hafte Verschiedenheiten dar. 
Vergleicht man die seit einem Jahrhundert in Oesterreich 
erschienenen Dispensatorien unter einander, so findet man die in den 
verschiedenen Epochen desselben herrschenden Heil-Systeme mit dem 
entsprechenden Heilmittelschatze in ihnen repräsentirt; die alte Zeit 
mit ihrem unersättlichen Hunger nach Medicamenteii; die Zeit der 
Contiuental-Sperre mit der Beschränkung auf das äusserste Bedürf- 
niss, hierauf ein allmäliges Steigen, das in der Pharmakopoe vom 
Jahre 1855 (mit 867 Artikeln) seinen Höhepunct erreichte; von da 
an Rückkehr zur früheren Einfachheit mit schonungsloser Rücksicht, 
welcher selbst die kostbarsten Droguen, Castoreum und Moschus, 
weichen mussten, in der letzten Pharmakopoe vom Jahre 1869 (mit 
406 Artikeln). Vergleichen wir diese mit der soeben sanctionirten 
deutschen Pharmakopoe vom Jahre 1872 (mit 897 Artikeln), so tritt 
ein greller Gegensatz auf, indem diese unsere frühere Pharmakopoe 
vom Jahre 1855 an Reichthum der Artikel überbietet, was bei der 
letzten französischen Pharmakopoe vom Jahre 1867 noch mehr der 
Fall ist. 
Von welch’ grossem Einflüsse die eben dargelegten schwanken 
den Verhältnisse auf den ärztlichen Droguerie-Handel so wie auf die 
Preise einzelner Arznei-Körper sind, beweist, um nur Ein schlagendes 
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