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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Beispiel anzuführen, vor allen andern das Bibergeil. Seitdem das 
selbe nicht mehr offieinell ist, findet eine höchst geringe Nachfrage 
nach demselben statt und ist sein Preis weit unter die Hälfte des 
früheren Preises gesunken, den es hatte, so lange dessen Gegenwart 
in den Apotheken gesetzlich angeordnet war. 
Nach dieser, wie uns dünkt, zum Verständniss der Sachlage 
notwendigen Einleitung gehen wir zunächst zur kurzen Besprechung 
der interessanteren Broguen über, worauf die gegenwärtig vorzugs- 
v. eise als Export-W aare cursirenden Artikel angeführt werden sollen. 
Der in historischer Hinsicht bei weitem merkwürdigste Körper 
ist der, die höchsten kahlen Gipfel der Alpen Steiermarks, Kärntens 
(Kor- und Saualpe), Salzburgs und Tirols bewohnende, meistens auf 
granitener, seltener auf Kalk-Unterlage wachsende Speik, Nardus 
celtica der Alten, Valeriana celtica der Botaniker, ein wahres Unicum 
seiner Art. Lange vor unserer Aera, als noch die Kelten unsere 
Alpen-Länder bewohnten, fand der durch sein eigentümliches Aroma 
die Aufmerksamkeit der Bergbewohner auf sich ziehende Speik auf 
Saumpfaden seinen V eg nach dem Orient bis in die Hinterlande 
Asiens; später führte ihn die Republik Venedig der Levante zu, von 
wo aus er ost- und südwärts weiter verbreitet wurde. 
Dass die keltische Narde noch immer ihren alten Ruf bei den 
Orientalen bewahrt, beweisen die Ausstellungen zu London und Paris. 
Egypten, Persien, Ostindien hatten sie ausgestellt, doch nicht unter 
dem Namen keltische Narde, sondern als Sumbul, welche Bezeich 
nung leicht zu dem Irrthum Veranlassung geben könnte, als habe 
man es mit dem etwa seit 40 Jahren von Persien aus zu uns gelang 
ten, gleichfalls den Namen Sumbul führenden, wegen seines auffallen 
den Moschus-Geruches, Moschus-Wurzel genannten Körper zu thun, 
als deren damals noch nicht bekannte Mutterpflanze man Sumbulus 
mosch atus angab. Die Sumbul-Wurzel stellt aber einen faustgrossen 
Körper dar, während unser Speik ein zartes Pflänzchen von einigen 
Gran Gewicht betrifft. Jedoch wird nicht dieses allein, sondern der 
ganze Rasen, auf dem es vorkommt, sammt der Erde meistens in 
runder Form versendet; um das Ganze zusammen zu halten, wirdes 
mit einem aus Alpengras gewundenen Strange umgeben. Seit vielen
	        
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