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St. Ulrich steht, mit den Saffran-Gärten der Wiener Bürger bedeckt,
aus welchen die Frauen derselben ein stattliches Nadelgeld bezogen.
Leider hat seit langer Zeit der Anbau dieser, Fleiss und Mühe reich
lich lohnenden Pflanze so sehr abgenommen, dass das Gesammt-
Erträgniss in Nieder-Oesterreich einen Centner wenig übersteigt, wie
denn der Kreis, innerhalb dessen die Cultur derselben betrieben wird,
ein immer engerer geworden ist*). In der Umgegend von Meissau und
Ravelsbach dürfte der Betrieb am stärksten sein; aber auch um
Eggendorf, Kirchberg am Wagram und Loosdorf bei Molk und noch
anderen Orten wird Saffran gebaut. An Belehrung und Aufmunterung
hat es nicht gefehlt; doch wie es scheint, ohne nachhaltigen Erfolg.
So legte vor mehr als 80 Jahren J. B. Mack. Verwalter der Herr
schaft zu Meissau, der Landesregierung eine Beschreibung der in
Oesterreich üblichen Saffran-Bauart vor und erhielt dafür die goldene
Ehren-Medaiüe. Er sparte keine Mühe und Kosten, um diesen Zweig
dei Landwirtschaft in seiner Gegend möglichst auszubreiten, und
bewirkte, dass von den Bauern viele neue Saffran-Gärten angelegt
wurden. Im Jahre 1707 gab der Pfarrer Peltrak von Ravelsbach
einen praktischen Unterricht, den nieder - österreichischen Saffran
zu bauen, heraus. Senoner veröffentlichte einen Auszug davon mit
neuen Zusätzen und Veränderungen im Jahre 1847 in Hammer-
schmidt’s allgemeiner österreichischer Zeitschrift Nr. 47—50, in der
Hoffnung, den Oekonomen damit einen Gefallen zu thun. Die Bemü
hungen der erstgenannten beiden Männer haben wenigstens den
Nutzen gehabt, dass an den Orten ihres Wirkens der Saffran-Bau noch
fleissig betrieben wird, wenngleich ein durchgreifender Erfolg damit
nicht erzielt wurde. Auch in der neuesten Zeit hat es nicht an Stimmen
gefehlt, welche sich des so sehr vernachlässigten Saffran - Baues,
jedoch resultatlos, annahmen. Vielleicht könnte durch Ausschrei
bung von Preisen und zufolge dieser durch eine richtige Organisation
der Arbeit dem \ erfülle dieses Cultur-Zweiges entgegengearbeitet
und Frankreich und Spanien, welche Länder unsern Saffran-Markt
" 1, ^ach einer soeben aus Meissau erhaltenen Nachrieht, -welche ich
Herrn Steininger verdanke, ist in der allerletzten Zeit das Erträgniss des
Siiffran-Baues sogar bis auf 20 Pfund herabgesunken.