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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Rhabarber in Oesterreich zu bauen, geschah durch die krainerische 
Ackerbau-Gesellschaft in ihrem Garten in den Jahren 1770—1775 mit 
Rheum paJmatum. Die österreichische Pharmakopoe vom Jahre 1774 
leitet Rhabarbarum officinarum von Rheum palmatum ab, schreibt 
aber überdiess Rheum Rhaponticum vor, jedoch wurden die Präparate 
der Rhabarber nur von jener bereitet. Später unternahm der Franzose 
Sentou zu Inzersdorf am Wienerberge eine Rhabarber-Pflanzung, 
mit welcher Species von Rheum ist unbekannt. Wie alle Surrogate, 
nach welchen man zur Zeit der Continental-Sperre gierig griff, gar bald 
wieder verlassen wurden, so geschah diess auch mit Rheum austria- 
cum, daher sich die Inzersdorfer Pflanzung nicht lange erhielt. Die 
späteren Pharmakopoeen haben nur Rheum chinense aufgenommen. 
^ or etwa 50 Jahren legte Apotheker Pfikril zu Austerlitz in Mähren 
eine Rhabarber-Pflanzung von Rheum compactum an und brachte es 
bald dahin, dass sein Erzeugniss, von welchem jährlich viele Centner 
in Handel gesetzt wurden, die französische Rhabarber aus den öster 
reichischen Staaten verdrängte und sich selbst Bahn nach dem Aus 
lande brach. Apotheker Pfeiler zu Auspitz in Mähren folgte diesem 
Beispiele und legte gleichfalls, wahrscheinlich mit Pflanzen von 
Austerlitz, eine Rhabarber-Pflanzung mit gleich gutem Erfolge an. 
Seit unbekannter Zeit wird bei Ilmitz und Frauenkirchen im Wiesel 
burger Comitate und ebenso bei Kremnitz in Ungarn von deutschen 
Bauern eine Rhabarber gebaut, welche wahrscheinlich von Rheum 
Rhaponticum abstammt. Diese Rhabarber scheint es auch zu sein, 
welche im „Commercio di Trieste“ 1871 mit 4 Centnern figurirt, 
welche nach der Romagna und den Marken exportirt wurden. Im 
Jahre 1840 bestimmte der österreichische Gew erbverein demjenigen 
die grosse Vereins-Medaille, welcher 50 Pfund getrocknete Rhabarber 
tiefem würde, die der chinesischen gleich käme. Leider wurde die 
Bedingung in die Preisausschreibung aufgenommen, dass Rheum 
Emodi zur Pflanzung zu verwenden sei, weil man damals der irrigen 
Ansicht war, dass diese Pflanze die wahre Mutterpflanze der chine 
sischen Rhabarber sei. Apotheker Johanny zu Bielitz in Oester- 
reichisch-Schlesien baute in Folge dieser Einladung Rheum Emodi 
in einer solchen Ausdehnung, dass er gegen 40 Centner zubereiteter
	        
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