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Wurzel erhielt. Die Zuerkenimng des Preises wurde ihm jedoch aus
dem Grunde versagt, weil er eine weitere Bedingung, dass die Pflan
zung wenigstens 3500 Fuss über der Meeresfläche stattfinden sollte,
nicht erfüllt habe.
Auch in Steiermark und Dalmatien wird hie und da Ehabarber
gebaut, jedoch in keinem grossen Umfange. Bheum austriacum, ins
besondere die mährische Ehabarber, fand in früheren Jahren einen
regelmässig grossen Abzug nach allen Ländern, hauptsächlich nach
Amerika, wo es aber mehr zu industriellen als pharmaceutischen
Zwecken verwendet worden sein soll. Besonders waren es Gerbereien
und Färbereien, welche ein grosses Quantum consumirten, der reiche
Gehalt der Wurzel an Gerbstoff und an Chrysophan erklärt diese
Verwendung. In jüngster Zeit' ist die Nachfrage beinahe auf Null
gesunken. Während man früher den Centner mit 40—50 Gulden
gern bezahlte, findet gegenwärtig die Waare mit 20 Gulden per
Centner, kleiustückige Waare mit 10—12 Gulden kaum Abgang.
Bleiben die Preise so gedrückt, kann die Cultur der Ehabarber kaum
weiter fortbestehen.
Eines Thieres, das nach seinem Tode einen Theil seines Leibes
als den kostbarsten Artikel in unsere Apotheken liefert, wollen wir
mit einigen Worten gedenken, es ist diess der Biber, welcher noch
bis in die erste Hälfte unsers Jahrhunderts die meisten Flüsse der
österreichischen Monarchie bewohnte, gegenwärtig aber als ausge
rottet angesehen werden kann. Nur eine Zufluchtsstätte ist demselben
geblieben; seit alter Zeit wird er auf der Herrschaft Wittingau in
Böhmen gehegt. Unser pharmakologisches Institut verdankt dem
Fürsten von Schwarzenberg ein Prachtexemplar eines Bibers von
dort, das in einem so frischen Zustande in meine Hände gelangte,
dass es möglich war, eine genaue Untersuchung der den Arzt interes-
sirenden Theile vorzunehmen. Das Castoreum aus dieser Biber-Colonie
gelangt wohl nicht in den öffentlichen Handel; auf privatem Wege
aber findet es nicht selten seinen Weg in die Apotheken. Der öster
reichische Apotheker-Verein besitzt in seiner ausgezeichneten reich
haltigen pharmacognostischen Sammlung ein paar Bibergeil-Säcke
eines Castor bohemicus von besonderer Grösse.