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die Taxe festgesteüt und den Apothekern zur genauen Damachachtung
übergeben. Es wurde ihnen aufgetragen, bei strengster Ahndung,
nicht ohne Bewilligung der Facultät von diesen Formeln abzugehen.
Es ist diess als erster Versuch einer Pharmakopoe zu betrachten.
Damals war die Zahl der Apotheker in Wien auf 10 festgestellt.
Auf Veranlassung des Bürgermeisters wurde in Wien 1457 die
Apotheker-Innung (Gremium) errichtet. Die medicinische Facultät
entwarf die Statuten, aus 13 Paragraphen bestehend, welche vom
Bürgermeister und Rath bestätiget wurden und fast volle 100 Jahre
als Apotheker-Ordnung galten. In derselben wurde zuerst aus
drücklich anbefohlen, dass alle Apotheker gehalten sind, nach einem
gegebenen Register (Dispensatorium) die Medicamente gleichförmig
zu bereiten und zu verabfolgen. (Nach diesem Register hatten sich
auch die übrigen Apotheker des Landes freiwillig gehalten.)
Alle Apotheker waren verpflichtet, die Composita selbst zu
bereiten, nur einige besondere Composita wurden gemeinschaftlich
und unter Aufsicht der Aerzte, zu einer bestimmten Zeit, ja oft sogar
in einer bestimmten Apotheke angefertigt, wie z. B.: Theriaca Mithri-
datis u. s. w.
1564 wurde unter Kaiser Ferdinand I. eine neue Apotheker-
Ordnung publicirt, welche die Grundlage .bildete zu den 1602, 1644,
1654 und 1689 erlassenen für das Land Oesterreich unter der Enns
gültigen Instructionen für Apotheker.
Da sich die Zahl der zur Verwendung gekommenen Heilmittel
bereits sehr vermehrt hatte und häufig Klagen geführt wurden, dass
dieselben in verschiedenen Apotheken auch verschieden bereitet
werden, so beschloss die medicinische Facultät am 29. März 1566
eine allgemein gütige Pharmakopoe zu verfassen, welche für alle
Apotheker als Norm dienen sollte. Zu diesem Behufe wurden die
Apotheker Wiens aufgefordert, Alles, was sie in das Dispensatorium
aufzunehmen wünschten, anzugeben. In einer späteren Sitzung des
selben Jahres kam die medicinische Facultät überein, den Rector und
das Consistorium zu bitten, dass allen betreffenden Professoren für
gewisse Zeit Ferien gegeben werde, um die Pharmakopoe ungestört
ausarbeiten zu können. Diess wurde jedoch nur in so weit bewilligt,