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gegenwärtig. Der Sehwerpunct der Bergwerks-Production lag in der
Ausbeute an edlen Metallen, dann an Kupfer, Blei und Quecksilber;
Eisen wurde nur an wenigen Puncten in grösserer Menge und häufig
nur gleichsam als Nebenproduct der Land- und Forstwirtschaft
gewonnen; Salz wurde frühzeitig Gegenstand des Staats-Monopoles
und der allgemeinen Bergwerks - Industrie entzogen; die übrigen
Objecte des heutigen Bergwerksbetriebes waren wenig beachtet oder
selbst unbekannt. Die Bergwerks-Unternehmungen waren zahlreich,
allein meistens schon durch die Gesetze auf enge Grenzen beschränkt;
ein continuirlich er Betrieb der Schmelzwerke bis zur Mitte des vorigen
Jahrhunderts beinahe unbekannt; die Berggesetze endlich in jedem
Lande verschieden und grossentheils veraltet.
Seit dem Beginne des neunzehnten Jahrhunderts, insbesondere
aber seit der Einführung der Locomotiv-Eisenbahnen, haben sich die
Verhältnisse des Bergbaues wesentlich verändert.
Vor Allem hat die früher ganz unbedeutende Production an
Mineralkohlen *) einen bedeutenden, stetig zunehmenden Aufschwung
*) Nachstehende Notizen über die Entstehung des Kohlenbergbaues
dürften nicht ohne Interesse sein.
In der österreichisch-ungarischen Monarchie ist Böhmen dasjenige
Land, in welchem fossile Kohle zuerst, und zwar um die Mitte des 16. Jahr
hunderts, durch den Berghauptmann B. Felix v. Lobkowitz, gefunden und
verwendet wurde; doch verwendete man dieselben Anfangs nur zur Gewin
nung von Vitriol, und erst 1613 begann man sie zur Heizung zu benützen.
1606 soll ein Kohlenvorkommen bei Leoben entdeckt worden, später
aber wieder in Vergessenheit gerathen sein.
1674 wurde ein Kohlenlager bei Fohnsdorf entdeckt und in Abbau
genommen.
Mittlerweile war die Kohlengewinnung in Böhmen lebhafter geworden,
in Schlesien wie in den Niederlanden und im Auslande hatte man längst
gelernt, die Kohlen zur Heizung und zu.Eisenarbeiten zu verwenden; in
Inner-Oesterreich wurden aber schon Klagen und Besorgnisse laut, dass den
Eisenwerken die nöthigen Holzkohlen bald fehlen dürften.
Unter diesen Umständen erachtete die Regierung es für nothwendig,
die Gewinnung und Verwendung der fossilen Kohlen auf jede Art anzu
regen und zu fördern.
1726 wurden die inner-österreichischen Landesbehörden aufgefordert
zu erheben, ob die Holzkohlen bei den Eisenwerken nicht durch die „neu
entdeckten Steinkohlen“ ersetzt werden könnten.
1758 wurde dem Schlossermeister Kühn, welcher das Kohlenlager bei
Thallern entdeckt hatte, eine jährliche Pension von 100 fl. nebst 2 Freikuxen
zugesichert, falls derselbe in seiner Werkstätte nur Steinkohlen verwenden
und auch Andere dazu bestimmen würde. (Leider erfüllte Kühn keine dieser
Bedingungen und verlor 1767 seine Pension.)