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Dieser gab sieh alle Mühe unter den damals conditionirenden
Apothekern eine Geldsammlung zu veranstalten zur Anschaffung
von Büchern und Journalen pharmaceutisch-chemischen Inhaltes, um
einen Leseverein zu gründen, was ihm auch gelang. Die erkauften
Werke circulirten von einer Apotheke zur andern. Bald betheiligten
sich dabei mehrere Apotheken-Besitzer, so dass bis im Jahre 1814
fast alle Apotheker Wiens Theilnehmer waren. In diesem Jahre
wurde nun beschlossen, die bis damals bestandene Bibliothek dem
Wiener Gremio für immerwährende Zeiten zu schenken. Man ver
pflichtete sich, zur Instandhaltung und Vermehrung derselben monat
liche Beiträge zu leisten. Diess war die Entstehung der heutigen
Gremial-Bibliothek, welche gegenwärtig aus mehreren tausend Bänden
besteht.
Aber auch in maassgebenden Kreisen fing man an, die Not
wendigkeit einer höheren praktischen Ausbildung in der Chemie
und den nicht mehr zu leugnenden Einfluss der Apotheker auf die
Industrie, ja selbst die Agricultur zu würdigen. Es fand sich daher
Kaiser Franz I, wie weiter oben erwähnt, bewogen, durch Studien-
Hofdecret vom 17. Juli 1812 zur Erzielung einer höheren Ausbildung
in der Chemie und „zur grösseren Emporbringung solcher Gewerbe,
Fabriken und Manufacturen, welchen physisch-chemische und natur
historische Kenntnisse zum Grunde liegen“, das Doctorat der Chemie
einzuführen und bestimmte Verordnungen zur Erlangung desselben
für die Pharmaceuten zu erlassen.
Die durch diese Verordnung erlangten Vortheile waren nur
gering. Erst durch allergnädigste Entschliessuug des Kaisers Ferdi
nand I. vom 24. September 1842 „werden die Professoren der Chemie
allseitig ermächtiget zu Assistenten der Lehrkanzel der Chemie dann,
wenn sich kein Doctor der Heilkunde qualificireii sollte, einen Doctor
der Chemie, ja selbst einen Magister der Pharmacie, wenn er übri
gens dazu geeignet ist, in Vorschlag zu bringen.“
Erst jetzt, kann man mit vollem Rechte behaupten, war für die
Chemie im Apotheken-Wesen der Tag aufgegangen. Von vielen
Professoren dieses Faches waren Pharmaceuten zu Assistenten auf
genommen und zwar nicht nur zu ihrem eigenen Vortheile, sondern