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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Dieser gab sieh alle Mühe unter den damals conditionirenden 
Apothekern eine Geldsammlung zu veranstalten zur Anschaffung 
von Büchern und Journalen pharmaceutisch-chemischen Inhaltes, um 
einen Leseverein zu gründen, was ihm auch gelang. Die erkauften 
Werke circulirten von einer Apotheke zur andern. Bald betheiligten 
sich dabei mehrere Apotheken-Besitzer, so dass bis im Jahre 1814 
fast alle Apotheker Wiens Theilnehmer waren. In diesem Jahre 
wurde nun beschlossen, die bis damals bestandene Bibliothek dem 
Wiener Gremio für immerwährende Zeiten zu schenken. Man ver 
pflichtete sich, zur Instandhaltung und Vermehrung derselben monat 
liche Beiträge zu leisten. Diess war die Entstehung der heutigen 
Gremial-Bibliothek, welche gegenwärtig aus mehreren tausend Bänden 
besteht. 
Aber auch in maassgebenden Kreisen fing man an, die Not 
wendigkeit einer höheren praktischen Ausbildung in der Chemie 
und den nicht mehr zu leugnenden Einfluss der Apotheker auf die 
Industrie, ja selbst die Agricultur zu würdigen. Es fand sich daher 
Kaiser Franz I, wie weiter oben erwähnt, bewogen, durch Studien- 
Hofdecret vom 17. Juli 1812 zur Erzielung einer höheren Ausbildung 
in der Chemie und „zur grösseren Emporbringung solcher Gewerbe, 
Fabriken und Manufacturen, welchen physisch-chemische und natur 
historische Kenntnisse zum Grunde liegen“, das Doctorat der Chemie 
einzuführen und bestimmte Verordnungen zur Erlangung desselben 
für die Pharmaceuten zu erlassen. 
Die durch diese Verordnung erlangten Vortheile waren nur 
gering. Erst durch allergnädigste Entschliessuug des Kaisers Ferdi 
nand I. vom 24. September 1842 „werden die Professoren der Chemie 
allseitig ermächtiget zu Assistenten der Lehrkanzel der Chemie dann, 
wenn sich kein Doctor der Heilkunde qualificireii sollte, einen Doctor 
der Chemie, ja selbst einen Magister der Pharmacie, wenn er übri 
gens dazu geeignet ist, in Vorschlag zu bringen.“ 
Erst jetzt, kann man mit vollem Rechte behaupten, war für die 
Chemie im Apotheken-Wesen der Tag aufgegangen. Von vielen 
Professoren dieses Faches waren Pharmaceuten zu Assistenten auf 
genommen und zwar nicht nur zu ihrem eigenen Vortheile, sondern
	        
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