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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Sofort wurde nun dieses neue Mahlverfahren in vielen Mühlen 
eingeführt, was sich um so schneller vollziehen konnte, als die Bäcker 
Wiens mit Vorliebe diese weisseren Mehle kauften. 
Da kamen in den Jahren 1814—1815 die ersten Banaler Weizen 
nach Nieder-Oesterreich und wurden auf den Mühlen zur Vermahlung 
gebracht. Die Backproben stellten die Vorzüglichkeit dieses Weizens 
fest, dadurch wurde der Begehr nach Mehl aus dieser Weizengattung 
von Seite der Bäcker immer dringender. 
Die Umwandlung von der ehemaligen Flach- zur Wiener Gries- 
und Hochmüllerei vollzog sich grösstentheils in den Jahren 1820 — 
1830, der allgemeine Begehr nach den schönen weissen Mehlen 
steigerte sich täglich, diess führte zu dem Gedanken, durch Reinigen 
des Weizens vor der Vermahlung wo möglich mehr und noch 
schöneres Mehl zu erzeugen. Zu diesem Zwecke erfand man die 
sogenannten „Stäuber,“ welche in den Mühlen von Georg Mitter- 
müller und Georg Volk zuerst aufgestellt wurden. Volk, welcher 
1824 die grosse Mühle in Wienerherberg käuflich an sich brachte, hat 
nun an der weiteren Entwicklung der Wiener Müllerei grossen Antheil. 
In seiner Mühle wurde das erste Paternosterwerk (Aufzug*) zu 
Mahlzwecken in Anwendung gebracht und fand von da aus so all 
seitige Verwendung, dass es heute um Wien kaum eine Mühle gibt, 
welche nicht über ein Viertelhundert solcher Aufzüge besitzt. 
Obwohl in Deutschland, am Bhein, im Grossherzogthume Baden 
und in der Schweiz die Wiener Gries- und Hochmüllerei noch nicht 
Eingang gefunden hatte, war man doch im Baue der Mühlwerke 
bereits vorgeschritten. Während bei uns noch das alte System, jeden 
Mahlgang mit einem Wasserrade zu versehen, beibehalten wurde, hatte 
man dort das amerikanische System, mehrere Mahlgänge durch einen 
Motor zu treiben, bereits eingeführt. Man verwendete auch dort 
bereits das Gusseisen beim Baue der Mühlwerke**). 
*] Im Jahre 1829 durch Zimmermeister Grimm in Fischamend ein 
gerichtet. 
*) Im Jahre 1826 schrieb die österreichische Regierung einen Preis 
von 200 Ducaten auf die Verbesserung der in der österreichischen Monarchie 
üblichen Mahlmühlen-Construction aus. Wir fanden auf einem Bodenräume 
im Gebäude der technischen Hochschule in Wien, in einem Actenstoss eine 
Reihe von aus dem In- und Auslande herstammenden, zum Theile sehr
	        
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