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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Mit dem Eintritte der dreissiger Jahre trug der Eingangs 
erwähnte Gedanke der Kaiserin Maria Theresia bereits reichlich 
Früchte. Deutscher Fleiss, deutsches Wissen hatte die Steppen mul 
Pussten Ungarns bereits urbar gemacht und der reiche Ertrag seines 
gesegneten Bodens ergoss sich nach den sämmtlichen Mühlen der 
Umgebung Wiens. Speditions-Häuser wurden in Wieselburg errichtet, 
um den aus dem Banate auf grossen Schiffen verfrachteten Weizen 
weiter zu befördern. Wir sehen Fuhrleute mit ihren zahllosen Wägen 
die Ernte Ungarns in mächtigen Caravanen den. nieder-österreichi 
schen Mühlen zuführen, und Wien, sowie dessen Umgebung mit dem 
besten Getreide gleichsam überschwemmt. Ungarn wurde die Korn 
kammer Wiens. 
Es stellte sich nun alsbald ein kleiner Absatz von Mehl nach 
Brünn und Prag ein, umsomehr, als die Bäcker Wiens bereits eine 
neue Back-Methode eingeführt hatten, welche sich in den Provinzen 
zu verbreiten anfing. 
Wenn auch in diesem Jahrzehnt hie und da einige grosse 
Mühlwerke entstanden, welche nach den neuesten Erfahrungen erbaut 
wurden, aber die Art der Wiener Mahlerei ignorirten, so büssten es 
dieselben schwer, indem ihnen kleinere Werke durch die Einführung 
unseres Mahl-Systems überlegen wurden. Wie oft hörte man damals 
umfangreichen mit Zeichnungen ausgestatteten historisch sehr interessanten 
Elaboraten (Preisbewerbungs-Schriften). Einige waren noch versiegelt, bei 
allen das unverletzte, eine Devise tragende Couvert, dessen Inhalt der Name 
des Autors. Wir gehen hier eine Copie des diessbezüglichen Circulares der 
nieder-österreichischen Landesregierung: 
Seine K. K. Majestät haben allergnädigst zu bewilligen geruht, dass die Angabe der besten 
wesentlichsten leicht ausführbaren nicht kostspieligen Verbesserung in der Konstruktion der in 
der osterr. Monarchie üblichen Mahlmiihlen ein Preis von Zweyhundert Ducaten, welche, wenn 
es die "Wichtigkeit der Erfindung verdient, verdoppelt werden sollen, ausgesetzt werde. 
Der Schlusstermin für die Eingaben wird auf den letzten Dezember 1826 festgesetzt. 
Die Preiswerber können ihre Preisschriften, sammtden allenfalls dazu gehörigen Zeichnungen 
und Modellen entweder bey der K. K. N.-Ö. Landesregierung in Wien, oder aber auch bey der 
ihnen nächst gelegenen Landesstelle in einer andern Provinz einreichen. 
Den Preiswerbern aus dem Auslande ist verstattet, ihre Preisschriften nicht nur bey der 
nächsten Landesstelle einer österreichischen Provinz, sondern auch im Auslande bey einer 
K. K. österr. Gesandtschaft zu überreichen, von welcher dann die weitere Einsendung veran 
staltet werden würde. 
Die Beurtheilung der Preisschriften wird einer, aus theoretischen und praktischen Sachver 
ständigen zusammengesetzten Commission übertragen, und der Preis der mit den angegebenen 
Eigenschaften versehenen Verbesserung zu erkannt werden. 
Jeder mit einer Devise bezeichneten Preisschrift ist ein mit derselben Devise versehenes 
versiegeltes Billet, welches den Nahmen und W’ohnort des Verfassers angiebt, beyzulegen. 
Wien, am 18. Januar 1826. 
Augustin Reichmann Freyherr von Hochkirchen, Mathias Constantin Graf von "Wikenburg, 
K. K. N.-Ö. Regierungs-Präsident. K. K. N.-Ö. Regierungsrath. 
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