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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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in Deutschland und in der Schweiz die Müller auf die Frage „wie 
mahlen Sie?“ mit dem Ausdrucke einigen Stolzes antworten: „nach 
Wiener Art!“ 
Im Jahre 1834 finden wir unsere Mühlen durch die beispiellose 
Trockenheit desselben sehr beeinträchtigt, daher gab dieses Jahr 
den Impuls, mit der Wasserkraft mehr zu sparen. Diess wurde der 
Anlass, dass einige Mühlen nach amerikanischem System umgebaut 
wurden. 
Mit den Jahren JL 840—50 treten wir in eine grossartige Reform 
zeit, denn in diesem Jahrzehnt wurden fast in jeder Mühle Neu 
oder Umbauten vorgenommen. Die französischen Mühlsteine fingen 
an, Beachtung zu finden und die Beutelung des Mehles durch Seiden 
gaze kam in Aufschwung, der Cylinder verdrängte nach und nach das 
altherkömmliche Beutelwerk. Während man bisher der Ansicht war, 
kleine Mühlsteine seien vortheilhaft, da bei der Zerreibung das Mahl 
gut weniger Grundfläche zu passiren und dadurch beim Schrotten 
oder Griesen (Auflösen) weniger geringe Mehlgattungen erzeugt 
werden, ging man nun von dieser Anschauung ab und fing an, Steine 
von 4 — 5' Durchmesser zu construiren und verlegte die Mahl 
fläche mehr auf die äussere Peripherie derselben, wodurch die Lei 
stungsfähigkeit vermehrt wurde. Den französischen Mühlsteinen kam 
eben die neue Construction, wonach dieselben auf der Welle (Mühl- 
Eisen) balanciren, zu Gute, während noch bei den früher construirten 
Mühlen die Steine auf der Welle unbeweglich waren. Alle diese 
Umwandlungen hatten aber auch zugleich den Zweck, die mensch 
liche Arbeitskraft zu ersetzen. 
Anerkennend muss nun auch an dieser Stelle der Maschinenbau- 
Fabriken von D. Specker und Exter Wys & Comp, gedacht werden, 
welche letztere Firma allein innerhalb 23 Jahren 742 Steingänge 
und 138 Walzenstullungen gebaut hat*). 
Im Jahre 1842 finden wir durch den Bau und die Inbetrieb 
setzung der Wiener Dampfmühle den Dampf als ausschliessendeu 
Motor einer Mühle in Oesterreich zum erstenmale in Verwendung. 
*) Mit diesen Einrichtungen können täglich 44.000 Centner Mehl 
erzeugt werden.
	        
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