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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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liehen Behörden benützten nicht selten den Arm des Zechmeisters, 
um ein verirrtes Schäflein wieder auf den rechten Weg zu weisen. 
Das Mehl musste damals, obwohl sich der Getreidehandel frei 
bewegte, nach von der Behörde normirten Preisen verkauft werden, 
der Bäcker hatte es dann nach satzungsmässigem Tarife zu verbacken. 
Die Müller, welche meist ausser Wien ihre Mühlwerke hatten, 
entzogen sich einfach durch Nichtlieferung dem ihnen durch schlechte 
Satzungspreise drohenden Schaden, während die Bäcker die Ver 
pflichtung hatten, das Publicum jederzeit und unter allen Verhältnissen 
hinreichend mit Brod zu versorgen. Wenn nun auch in solchen 
Fällen oder bei Theuerung von Seite der Behörden die damals bestande 
nen ärarischen sowie städtischen Vorraths-Magazine geöffnet wurden 
und die Bäcker aus denselben Mehl ausgefolgt erhielten, so geschah 
es oft, dass Bäcker wegen nicht qualitätmässigem Brode, welches aus 
derlei, unter den Augen von amtlichen Aufsichtsorganen eingelagertem 
Mehl erzeugt worden war, beanständet und sogar abgestraft wurden. 
Die Strafen der damaligen Zeit waren nicht allein sehr empfindlich, 
sondern in vielen Fällen entwürdigend, da man die Bäcker gleich 
den Verbrechern und Schanddirnen behandelte. 
Da trat 17.80 Kaiser Josef die Regierung an; alsbald kamen 
diese oft wiederholten Klagen zu seiner Kenntniss, sofort verfügte 
derselbe die Freigebung eines Theiles der satzungsmässigen Gebäcke 
und „stellte Jedermann frei, Backöfen zu errichten“. Bald nach seinem 
Tode 1790 wurde diese Verordnung wie so viele andere, welche 
unter seiner leider kurzen Regierung erlassen wurden, aufgehoben. 
Wenn nun auch die alten Meister sich dem gewohnten Zwange 
wieder leicht unterwarfen, so verfolgten die jungen von da ab andere 
Ziele. Freiere Bewegung im Gewerbe, gleiches Recht für Alle, Ver 
besserung in der Erzeugung des Gebäckes wurde ihre Losung. In 
diese Zeit schon fallen die ersten Versuche, Backöfen mit Steinkohlen 
zu heizen. 
Als mit dem Eintritte des neunzehnten Jahrhunderts schwere 
Kriegsnot kam, und durch die französische Invasion Theuerung und 
Mangel eintrat, kehrte das Volk in Wien seinen Unwillen hauptsäch 
lich gegen die Bäcker. Am 7. und 8. Juli des Jahres 1805 fanden
	        
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