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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Strassentumulte statt, welche den Namen „Bäckerrummel“ erhielten, 
da insbesondere die Bäcker an Hab und Gut stark mitgenommen 
wurden. 
Endlich mit dem Jahre 1806 wurde das Backen des geschmal- 
zenen Gebäckes freigegeben und das „Lössein“ aufgehoben. Das 
Lössein war ein Vorrecht der alten Meister, welche bis dahin immer 
durch das Loos bestimmten, wer von ihnen und in welcher Reihen 
folge das Geschmalzene zu backen hatte. Am 1. October 1809 wurde 
auf höchsten Befehl die Satzung auf Mehl für immer beseitiget. Das 
Jahr 1810 brachte die Freigebung der Erbauung von Mühlen, und 
alsbald finden wir die Errichtung von eigenen Gusto- und Luxus- 
Bäckereien, welche von der Behörde keinerlei Zwang unterworfen 
waren. 
Mit einem Male verstummten die Eifersüchteleien zwischen 
Alt- und Jungmeistern unter den Brodbäckern, ilie Gefahr für sich 
und ihre Existenz sofort erkennend, traten sie festgeschlossen gegen 
die neuerstehenden Luxus-Bäcker auf. Die Behörden wurden immer 
dringender um Freigebung der Erzeugung des Luxus-Gebäckes ange 
gangen, und da neben Freiheit auf der einen Seite der starre Zwang 
auf der anderen unmöglich zu halten war, wurde endlich von Seite 
der Regierung die Erzeugung von Luxus-Gebäck für alle Bäcker frei 
gegeben. 
Von dieser Zeit an zählt der Aufschwung der Bäckerei. Bis 
hieher verwendete man bei der Herführung von Backwaaren zwei 
Gährmittel „Sauerteig“ zu Brod und „Zeug“ für Gebäck. Sauerteig, 
welcher sich selbst fort und fort entwickelte — Zeug, welches täglich 
von den Bäckern durch Kochen von Hopfenwasser mit Beimengung 
von etwas altem Teigsatze frisch erzeugt wurde; welche beide Arten 
sich bis in unsere heutigen Tage allenthalben, insbesondere aber im 
Oriente und dem Süden Europa’s erhalten haben. 
Man erkannte, dass nur mit einem neuen Gährmittel eine 
schmackhaftere Bereitung des Gebäckes möglich sei und fand das 
selbe in der Bierhefe, die wegen ihrer Billigkeit um so leichter Eingang 
fand. Obwohl Nieder-Oesterreich ein weinbauendes Land ist, Wien 
selbst von einem Halbkreise schönster und erträgnissreicher Wein-
	        
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