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Gebirge eingeschlossen ist, daher verhältnissmässig wenig Bier erzeugt
wurde, blieb der Bedarf an Hefe doch immer gedeckt. Im Jahre 1817
fingen einige Bäcker an, auch Semmeln aus feinerem Mehle und auf
süsse Gährung (d. i. mit Hefe) zu backen, und die „Kaisersemmeln“—
so nannte man dieselben — waren in Wien eingeführt.
Während die Zeit von 1818 bis zum Jahre 1840 keine Neuerung
brachte, mehrte sich doch täglich die Nachfrage nach süssgegohrenem
Gebäcke (Luxus-Gebäck), und wurde auch von Seite der Bäcker dem
Begehren des Publicums soweit willfahren, dass sie selbst das ordinäre
Gebäck (Satzungsgebäck) auf Hefe erzeugten und die Herführung
auf „Zeug“ gänzlich aufhörte.
Da brachte das Streben der Brauer nach Verbesserung der
Bier-Qualität einen Umschwung in die Biererzeugung, das Oberzeug-
Bier musste dem besseren Unterzeug-Biere weichen; dadurch wurde
gute Hefe von Oberzeug immer weniger und die Unterzeug-Hefe war
als Gährmittel sowohl wegen ihrer Schwärze und Bittere als auch
durch ihre Unverlässlichkeit als Ferment fast gar nicht zu verwenden.
Mit allem Aufwande an Kennen und Können, mit aller Auf
opferung an Zeit und Geld wurde nun von Seite der Wiener Bäcker
gearbeitet, um die bisherigen Errungenschaften zu erhalten. Ein
Preis wurde auf die selbstständige Erzeugung einer guten Hefe von
Seite der Genossenschaft ausgeschrieben und der Gewerbeverein
beschloss in voller Würdigung der Wichtigkeit des Gegenstandes
dem Erfinder die grosse goldene Medaille zu verleihen. Diese Preis-
Ausschreibung hatte alsbald Erfolg, denn schon im Jahre 1847
erzeugte Herr Adolf Ignaz Mautner zu St. Marx zuerst Getreide-
Presshefe in Oesterreich, und demselben wurde in wohlverdienter
Anerkennung seiner Verdienste sowohl ein Preis der Wiener Bäcker-
Genossenschaft als auch die grosse goldene Medaille des Gewerbe-
Vereines zu erkannt.
Von nun an entwickelte sich das Bäckergewerbe stetig fort
schreitend auch beinahe in allen Kronländern gleich einer Industrie
ersten Banges.
An dieser Stelle ist es Pflicht, unserer vortrefflichen Mühlen
industrie zu gedenken, welche nicht nur allein den von Seite der