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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Gebirge eingeschlossen ist, daher verhältnissmässig wenig Bier erzeugt 
wurde, blieb der Bedarf an Hefe doch immer gedeckt. Im Jahre 1817 
fingen einige Bäcker an, auch Semmeln aus feinerem Mehle und auf 
süsse Gährung (d. i. mit Hefe) zu backen, und die „Kaisersemmeln“— 
so nannte man dieselben — waren in Wien eingeführt. 
Während die Zeit von 1818 bis zum Jahre 1840 keine Neuerung 
brachte, mehrte sich doch täglich die Nachfrage nach süssgegohrenem 
Gebäcke (Luxus-Gebäck), und wurde auch von Seite der Bäcker dem 
Begehren des Publicums soweit willfahren, dass sie selbst das ordinäre 
Gebäck (Satzungsgebäck) auf Hefe erzeugten und die Herführung 
auf „Zeug“ gänzlich aufhörte. 
Da brachte das Streben der Brauer nach Verbesserung der 
Bier-Qualität einen Umschwung in die Biererzeugung, das Oberzeug- 
Bier musste dem besseren Unterzeug-Biere weichen; dadurch wurde 
gute Hefe von Oberzeug immer weniger und die Unterzeug-Hefe war 
als Gährmittel sowohl wegen ihrer Schwärze und Bittere als auch 
durch ihre Unverlässlichkeit als Ferment fast gar nicht zu verwenden. 
Mit allem Aufwande an Kennen und Können, mit aller Auf 
opferung an Zeit und Geld wurde nun von Seite der Wiener Bäcker 
gearbeitet, um die bisherigen Errungenschaften zu erhalten. Ein 
Preis wurde auf die selbstständige Erzeugung einer guten Hefe von 
Seite der Genossenschaft ausgeschrieben und der Gewerbeverein 
beschloss in voller Würdigung der Wichtigkeit des Gegenstandes 
dem Erfinder die grosse goldene Medaille zu verleihen. Diese Preis- 
Ausschreibung hatte alsbald Erfolg, denn schon im Jahre 1847 
erzeugte Herr Adolf Ignaz Mautner zu St. Marx zuerst Getreide- 
Presshefe in Oesterreich, und demselben wurde in wohlverdienter 
Anerkennung seiner Verdienste sowohl ein Preis der Wiener Bäcker- 
Genossenschaft als auch die grosse goldene Medaille des Gewerbe- 
Vereines zu erkannt. 
Von nun an entwickelte sich das Bäckergewerbe stetig fort 
schreitend auch beinahe in allen Kronländern gleich einer Industrie 
ersten Banges. 
An dieser Stelle ist es Pflicht, unserer vortrefflichen Mühlen 
industrie zu gedenken, welche nicht nur allein den von Seite der
	        
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