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Bäcker gestellten Anforderungen stets vollkommen entsprach, sondern
auch oft selbständige Fortschritte machte.
In dem Zeiträume von 1848 bis zum Jahre 1865 wurden meh
rere Versuche mit verschiedenen Systemen von Kunstbacköfen [wir
nennen nur jene Männer, deren Bestrebungen in dieser Sichtung all
gemein bekannt wurden: Leopold Wimmer (Wien), JosefWochenmayer
(Krems)] gemacht, doch keines erwies sich für unsere Bäckerei als
brauchbar, ebenso wurden die in einigen Brod-Fabriken aufgestellten
Knet-Maschinen als in ihrem Betriebe zu kostspielig und für die in
ihrer Erzeugung oft und mannigfaltig den Teig wechselnde W iener
Bäckerei unpraktisch erkannt.
Das Jahr 1865 brachte der Bäckerei in Wien die erste Maschine.
Karl Hailfinger gebührt ausschliessend die Ehre der Erfindung, und
seine „Teigtheilungs-Maschine“ fand alsbald ob ihrer praktischen V er-
wendbarkeit Eingang in die meisten Backstuben.
So. entwickelte sich die Wiener Bäckerei, und wenn auch von
einzelnen Speculanten 'unsere Art zu backen in einigen Städten des
Auslandes eingeführt wurde (zu Paris im Jahre 1839 durch Aug. Zang,
nachmaliger Begründer des Journales: „Die Presse“), so war es doch
dem Jahre 1867 Vorbehalten, uns die volle Anerkennung der Welt
auf dem Weltausstellungsplatze zu Paris zu erringen. Von der „Wiener
Bäckerei“ kann nach den Erfolgen, welche sie bis heute errungen,
mit vollem Rechte behauptet werden, dass sie die erste der Welt ist—
und was sie immer auch der Mithilfe anderer Industrie-Zweige zu
danken hat, so zahlt sie diese Ehrenschuld redlich heim, denn die
Wiener Bäckerei ist der Pionnier, welcher vorangeht und die Brücke
baut für den Absatz österreichisch-ungarischer Mehle und Presshefe
in fast allen Ländern der Erde.
Roman Uhl.