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lung der österreichischen Industrie handelt; es sei nur noch kurz
bemerkt, dass durch Aufhebung der Continental-Sperre im Jahre 1814
der grösste Theil der bis dahin entstandenen Fabriken ruinirt wurde.
Nur wenige bedeutendere Etablissements in Frankreich undPreussen
fristeten kümmerlich ihr Dasein, indem sie bis 1828 sich weniger
mit der Verbesserung der Fabrication, als vielmehr mit Vergrösse-
rung und Vermehrung der Kessel und Filter befassten.
In diese Zeit fällt die Gründung der ersten Bübenzucker-Fabrik
in Oesterreich und zwar zu Kirchwiddern bei Datschitz in Mähren,
welche 1829 fertig gebaut war, aber nach kurzer Zeit wegen ungün
stiger Anlage nach Datschitz verlegt wurde, wo sie nicht mehr Rüben
zucker fabricirte, sondern Colonial-Zucker raffinirte.
Fast gleichzeitig mit dieser ersten Fabrik wurde 1830 eine
zweite durch KarlWeinrich im Aufträge des Fürsten Thurn und Taxis
zu Dobrauwitz in Böhmen errichtet, während die Fürstin Oettingen-
Unter den Firmen, welche in dieserPeriode die Raffinerie von Colonial-
Zucker betrieben, begegnen wir den hervorragendsten Namen, wie Arnstein
& Eskeles, Zinner & Comp., J. M. Miller, v.Zähony, v. Wertheimstein etc. etc.
Während der Continental-Sperre sind in Oesterreich viele Versuche
gemacht •worden, um aus inländischen Gewächsen krystallisirten Zucker
darzustellen.
In den Jahren 1799 und 1800 wurde über Aufforderung des k. k.
Ministers des Innern Grafen von Saurau, durch Professor Jacquin, Versuche
zur Erzeugung von Runkelrüben-Zucker im botanischen Garten zu Wien
gemacht, wozu Professor Jordan die Rüben in der Umgebung von Wien
baute. Dr. Ries hatte in Folge dessen eine Runkelrüben-Zucker-Fabrik bei
St. Pölten im Jahre 1803 gegründet, welche Fabrik jedoch in Folge der dama
ligen Kriegsepoche drei Jahre später einging. Innerhalb der Linien Wiens
betrieb der Fabrikant chemischer Producte Konrad Adam die Runkelrüben-
Zucker-Fabrication mit Erfolg und in Böhmen hatte man dieselbe schon im
Jahre 1800 auf der gräflich Wrbna’schen Herrschaft Hofowitz begonnen und
auch später nach dem Jahre 1810 sehr thätig fortgesetzt, während gleich
zeitig mehrere andere ähnliche Fabriken entstanden waren, so zum Beispiel
die des Ludwig Fischer in Ziak, Jacob Veit in Liboch, des Hofrathes
v. WeykarthinlnzersdorfbeiWien, dann eine vom Erzherzog-Palatin gegrün
dete Muster-Anstalt bei Ofen u. a. m. Fast alle diese Anstalten gingen
nach dem Jahre 1814 wieder ein und nur wenige entgingen diesem Schicksal,
worunter die Fabrik des Freiherrn v. Koppy bei Strehlen in Schlesien.
Die Aufmerksamkeit der Industriellen war aber durch die Continental-
Sperre sowohl wie durch die gelungenen Erfolge, welche anderwärts mit dem
\ ersuche, Zucker aus inländischen Producten darzustellen, in hohem Grade
erregt worden und schon im Anfänge unseres Jahrhunderts (vor dem Jahre
1819) hatte Megerle von Mühlfeld darauf hingewiesen, dass Oesterreich
„53 Pflanzengattungen“ besitze, welche zur Zuckergewinnung verwendbar
scheinen. So entstanden die ersten Rübenzucker-Fabriken, welchen von Seite
der Regierung die vollste Aufmerksamkeit gewidmet wurde, was auch die