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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Im Jahre 1836 wurde das grosse Etablissement in Gross-Seelowitz 
projectirt und bis 1888 fertig gebaut; mit der Errichtung dieser 
Fabrik trat die Zucker-Industrie Oesterreichs aus der Kindheit heraus 
um bald selbstständig dazustehen. 
In Seelowitz waren alle Fortschritte, welche die Zucker-Industrie 
in Deutschland, Frankreich und Belgien gemacht hatte, vereinigt, 
so dass unter der energischen Leitung Florent Kobert’s*) die 
Seelowitzer Fabrik bald als Muster nicht allein für Oesterreich, son 
dern für alle Länder dastand. 
Dieses Etablissement brannte 1842 ab, wurde aber wieder nach 
den neuesten Erfahrungen und Verbesserungen aufgebaut und nun 
wurden hier im Laufe der Zeit, ohne Kosten zu scheuen, alle Erfin 
dungen und Verbesserungen der Rübenzucker-Industrie geprüft, so 
alle Staatsgüter den Auftrag, Ahorn-Zucker zu erzeugen und es wurden 
grössere Versuche sowohl auf den Liechtenstein’schen Gütern in Mähren, 
dann durch den Fürsten Colloredo zu Dobrzich und vom Fürsten Auersperg, 
durch Herrn Bühringer in Libau durchgeführt. Diese Methode der Zucker- 
Gewinnung wurde jedoch, theils wegen der Schwierigkeit bei der Einsamm 
lung des Saftes, theils wegen der Zuckerarmuth (derselbe enthielt im Durch 
schnitte blos 1% Zucker) desselben wieder aufgegeben. 
Stärkezucker wurde, nachdem die Methode zu seiner Bereitung durch 
J. J. Prechtl gehörig studirt worden war, durch Holzmann inTeschen zuerst 
im Grossen bereitet, dann in Böhmen mehrere grössere Versuche gemacht, 
aber diese bald wieder aufgegeben. 
Die Erzeugung von Stärke-Syrup gewann jedoch in den zwanziger 
Jahren allgemeinen Eingang und wurden mehrere Gewerbsleute damit 
betraut, so unter andern Johann Fichtner in Neutitschein, Elias Steiner 
und Johann Friedmann in Wien u. a. m. Später trat namentlich die 
Erzeugung von Zucker aus Kartoffeln in den Vordergrund und wurde hiezu 
laut Bericht aus dem Jahre 1845, jährlich etwa 150.000 Centner Kartoffel 
verwendet. 
Dr. Ries betrieb in Ungarn im Jahre 1808 auch die Gewinnung von 
Traubenzucker aus Traubenmost und erzeugte auf dem dem Erzherzog- 
Palatin gehörigen Gute Uröm bei Ofen, von 1810—1813 ziemlich viel 
Trauben-Syrup, welcher zum Versüssen der Speisen sehr geschätzt war. 
Im Jahre 1830 wurde nur mehr ganz wenig dieses Syrup’s (2(4 Eimer 
Most gaben 1 Centner Syrup) erzeugt, dieser jedoch damals zur Wein -Ver 
besserung in Anwendung gebracht. 
Schon im Jahre 1786 erhielt ein Welt-Priester zu Wien ein 12jähriges 
Patent zur Erzeugung von Zucker aus Mais-Stengeln und im Jahre 1810 
wurden von Dr. Neuhold in Graz recht gelungene Versuche mit Erzeugung 
solcher Zuckergattung gemacht, aber trotzdem er aus etwa 3000 Stengeln 
3—4 Pfund krystallisirbaren Zucker erhalten haben soll, hatte sich doch 
kein Etablissement mit der Erzeugung dieser Waare befasst. 
*) Florent Robert wurde am 19. April 1795 zu Iseron, Departem ent 
Isere in Frankreich, geboren und starb am 7. Juli 1870 in Seelowitz.
	        
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