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Branntwein-Brennerei.
Das Branntwein-Gewerbe stellt in den letzten 40 Jahren einen
Fortschritt, eine Umgestaltung im Ganzen dar, wie selbe in vielen
anderen Gewerbszweigen nicht aufzuweisen sind. Dieser Aufschwung
zeigt sich darin, dass die Brennereien, welche zu Anfang des laufenden
Jahrhunderts durchgehends als Klein-Gewerbe betrieben wurden,
zum grossen Theile in Fabriken umgewandelt werden mussten, um
durch Massen-Production den an sie gestellten höheren Anforderungen
gerecht zu werden.
In Folge dieser Umwandlung begann ein allgemeines Streben
auf dem ganzen Gewerbsgebiete, welches sich mannigfaltig äusserte.
So wurde der Kreis der Rohstoffe erweitert, indem ausser den Getreide-
Arten um’s Jahr 1825 die Kartoffel, später der Mais, zuletzt die
Obst-Abfälle und die Zucker-Melasse zur Verarbeitung kamen.
Gleichen Schrittes ging man an die Construction zahlreicher Destil
lations- und Rectifications-Apparate, die bei vollkommenerer Wärme-
Ausnützung, einen ununterbrochenen Abtrieb und zugleich möglichst
starken Spiritus zu liefern im Stande wären.
Es wäre interessant zu wissen, wie der einfachen Destillir-Blase
mit Helm und Kühlschlange des vorigen Jahrhunderts eine lange
Reihe von Apparaten folgte, die der Erfindungsgeist, stets mit dem
Bestehenden unzufrieden, schuf. Wir müssen uns darauf beschränken,
die Kamen derjenigen Männer anzugeben, die sich auf diesem Felde
-eine Anerkennung zu sichern wussten.
Wir zählen zuerst die „Ueber freiem Feuer stehenden Apparate “
auf: Adam von Montpellier, 1801, stellte einen Apparat mitDephlag-
mation auf; Berard, Solimani, Apparate ähnlicher Wirkung, doch
verschiedener Einrichtung; diesen folgten: Menard, Dorn, Hermbstädt,
Eglund, Reitz, Steif. Strauss. Cellier- Blumenthal verbesserten den
Apparat von Desrosne, der epochemachend war, jedoch nicht zum
Abtriebe der Getreide-Maische, sondern der Weinflüssigkeit diente.