Wein.
Es gibt wohl kein zweites Product, dessen Bereitung seit den
Jahrtausenden seines Bestehens bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts
eine so geringe Veränderung erfahren hat, als der Wein.
Den Moment genauer zu erforschen, wann die Menschen ange
fangen haben, aus der Traube Wein zu erzeugen, ist nicht unsere
Aufgabe, wäre wohl auch vergebliche Mühe, nachdem sich diese
kostbare Erfindung in die Nacht der Urzeit zu verlieren scheint.
Wie alle Gegenstände von grosser allgemeiner Nützlichkeit und
hohem Alter, umgibt auch den Ursprung des Weines ein Sagenkreis.
„Gott wollte den Menschen in seinem Elende nach der Sündfluth
trösten und schenkte ihm den Wein“ singt der Dichter. Aber nicht
Fabel, sondern historisches Factum ist es, dass schon den ältesten
Schriftstellern die Art und Weise den Wein zu bereiten wohl
bekannt war.
Den Griechen verdankt die Kunst der Bereitung, Bearbeitung
und Erhaltung des Weines wichtige Fortschritte; sie kannten schon
zweierlei verschiedenartig erzeugte Sorten, die eine, welche nach
leichtem Drucke aus der Traube floss, die andere, welche erst durch
stärkeres Pressen gewonnen wurde; auch verstanden sie gewisse
Sorten zu verdichten, um den Wein desto länger aufbewahren zu
können.
Die Börner setzten diese Arbeiten weiter fort und es dürfte nicht
ohne Interesse sein, daran zu erinnern, dass schon Virgil den mous-
sirenden Wein besang, während derselbe sich doch erst in der Neuzeit
einen so hohen Bang unter den bevorzugtesten Weinen zu erringen
wusste.
Wie weit die Weinbereitung zu den Zeiten Christi vorgeschritten
war und welch’ langer Stillstand darauf folgte, erhellt am besten aus
dem bekannten Werke des Columella „de re rustica“, indem noch
heut zu Tage in den meisten südlichen Ländern die Weinbereitung