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Verschiedenheit über die Ursachen der im fertigen Weine noch vor
kommenden Veränderungen; allein das fortwährende Studium, in
erster Linie die neu eingeführten (biologischen Versuchs - Stationen
werden hoffentlich auch hierüber bald weiteres Licht verbreiten.
Auf die theils verbesserten theils neu eingeführten Weinberei-
tungs-Methoden und Behelfe übergehend, sind zu erwähnen: das
Chaptalisiren, G-allisiren, Petiotisiren, Alcoholisiren; die Einführung
der Mostwagen und Säuremesser zum Zwecke der Gehalts-Bestim
mung der Trauben, zur Erkenntniss des richtigen Zeitpunctes der
Lese und zur Beobachtung der Gährung; Anwendung des Thermo
meters und anderer physikalischer Instrumente zu letzterem Zwecke,
Lüftung der Maische und des Mostes; verbesserte Behelfe im Press
hause, als Traubenmühlen, Bebel- und Quetsch-Maschinen, Weiu-
pressen verschiedener Systeme *); an Keller - Utensilien namentlich
die durch Heinrich & Sohn in Wien verbesserte und von hier aus
weit verbreitete Pump-Maschine mit Anwendung von Gummi- und
Guttapercha-Schläuchen, Stopf-Maschinen, Filtrir-Apparaten; öfteres
Abziehen und Klären des Weines, Tannisiren und Schwefeln, Pasteuri-
siren, die Schaumwein-Erzeugung. Letztere hat erst im letzten Jahr
hundert allmälig die gegenwärtige Gestaltung bekommen und ist
jetzt zu solcher Bedeutung herangewachsen, dass der Wert des
Gesammt-Erzeugnisses in Europa auf 80 bis 100 Millionen Franken
per Jahr angeschlagen werden kann. Nach Oesterreich und Ungarn
im Laufe der Dreissiger Jahre übertragen, wurde diese Industrie erst
im Jahre 1842 durch K. Schlumberger in seinem Etablissement zu
Vöslau ganz nach den in der Champagne angewendeten Principien
durch Benützung blauer Trauben-Sorten zu weiterer Entwickelung
gebracht und dadurch der Anstoss zu den seit dieser Zeit weiter
entstandenen Unternehmungen ähnlicher Bichtung gegeben.
Ueberhaupt fällt die Entwickelung und Ausbildung der öster
reichischen Wein-Industrie erst in die letzten 30 Jahre, indem ein
*) Die v om Schreiber dieses im Jahre 1843 in Oesterreich eingeführte
sogenannte Lenoir’sche Weinpresse mit eiserner Spindel und zerlegbarem
Kasten, wovon sich ein Modell im Museum der k. k. Landwirtschafts-Gesell
schaft in Wien befindet, hat sieh ganz ausserordentlich bewährt.