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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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jetzigen war es Sitte, die hervorragenden Ereignisse des öffentlichen 
Lebens in Abbildungen aus Zucker und Tragand in mehr oder 
minder künstlerischer Vollendung darzustellen und die Schaufenster 
mit diesen Erzeugnissen zu schmücken. Höfelmayer, Knecht, 
Kriegler, Hägler und Andere machten sich hierin besonders bemerk 
bar ; A. Dehne verfeinerte die Esswaaren. Mit dem Steigen des 
Luxus, namentlich aber seit dem Erblühen des Eisenbahnwesens, 
tauchten auch im Fach der Confiserie manche neue Artikel auf; aus 
Frankreich wurden die Compots in Gläsern, sowie diverse Confecte, 
Dragees, Chocolat, Liqueurs u. s. w. eingeführt. Diese Artikel wurden 
bald von den inländischen Erzeugern ebenso gut gemacht, so dass 
die Einfuhr sich wesentlich verminderte und sich nur mehr auf 
Chocolat, eingemachte und trockene Früchte erstreckte, welche aus 
dem in Beziehung auf das Klima mehr begünstigten Frankreich und 
Italien billiger und mitunter besser zu beziehen sind. Die alle Pro 
duction neu belebende Dampfkraft verschaffte sich bald in der 
Canditen - Fabrication Eingang. Holzmann, Fexer, Pischinger und 
V. Schmidt errichteten in Wien Fabriken, welche die Dampfkraft 
zur Erzeugung diverser Canditen benützten; in den Provinzen 
bestehen nun ebenfalls schon viele derartige, die Dampfkraft dienst 
bar machende Etablissements, worunter A. Tschinkel, J. Kluge & Comp, 
und Andere namhaften Absatz erzielen. Die Chemie kam in so ferne 
dieser Fabrication zu Hilfe, als so manche chemische Producte als: 
ätherische Oele (Fruchtessenzen), Glycerin, Weizen- und Kartoffel- 
Syrup, Traubenzucker, Gelatine u. dgl. zu Canditen verwendet werden. 
In neuester Zeit werden viel sogenannte Malz-Bonbons und englische 
Bocks-Drops, letztere aus England eingeführt, in sehr billiger Weise 
erzeugt. 
So lange noch der Zunftzwang herrschte, vermehrten sich die 
Zuckerbäcker-Gewerbe nicht sonderlich; seitdem die Gewerbe-Freiheit 
in’s Leben trat, wuchs ihre Zahl derart, dass beispielsweise in Wien 
allein gegen 300 bestehen, von denen freilich viele nur geringen 
Umfang haben. 
Die ehemaligen Mandoletti-Bäcker sind im Aussterben, die 
Kuchen-, Hohlhippen-, Zwieback- und Waffel-Bäcker vermehren sich
	        
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