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jetzigen war es Sitte, die hervorragenden Ereignisse des öffentlichen
Lebens in Abbildungen aus Zucker und Tragand in mehr oder
minder künstlerischer Vollendung darzustellen und die Schaufenster
mit diesen Erzeugnissen zu schmücken. Höfelmayer, Knecht,
Kriegler, Hägler und Andere machten sich hierin besonders bemerk
bar ; A. Dehne verfeinerte die Esswaaren. Mit dem Steigen des
Luxus, namentlich aber seit dem Erblühen des Eisenbahnwesens,
tauchten auch im Fach der Confiserie manche neue Artikel auf; aus
Frankreich wurden die Compots in Gläsern, sowie diverse Confecte,
Dragees, Chocolat, Liqueurs u. s. w. eingeführt. Diese Artikel wurden
bald von den inländischen Erzeugern ebenso gut gemacht, so dass
die Einfuhr sich wesentlich verminderte und sich nur mehr auf
Chocolat, eingemachte und trockene Früchte erstreckte, welche aus
dem in Beziehung auf das Klima mehr begünstigten Frankreich und
Italien billiger und mitunter besser zu beziehen sind. Die alle Pro
duction neu belebende Dampfkraft verschaffte sich bald in der
Canditen - Fabrication Eingang. Holzmann, Fexer, Pischinger und
V. Schmidt errichteten in Wien Fabriken, welche die Dampfkraft
zur Erzeugung diverser Canditen benützten; in den Provinzen
bestehen nun ebenfalls schon viele derartige, die Dampfkraft dienst
bar machende Etablissements, worunter A. Tschinkel, J. Kluge & Comp,
und Andere namhaften Absatz erzielen. Die Chemie kam in so ferne
dieser Fabrication zu Hilfe, als so manche chemische Producte als:
ätherische Oele (Fruchtessenzen), Glycerin, Weizen- und Kartoffel-
Syrup, Traubenzucker, Gelatine u. dgl. zu Canditen verwendet werden.
In neuester Zeit werden viel sogenannte Malz-Bonbons und englische
Bocks-Drops, letztere aus England eingeführt, in sehr billiger Weise
erzeugt.
So lange noch der Zunftzwang herrschte, vermehrten sich die
Zuckerbäcker-Gewerbe nicht sonderlich; seitdem die Gewerbe-Freiheit
in’s Leben trat, wuchs ihre Zahl derart, dass beispielsweise in Wien
allein gegen 300 bestehen, von denen freilich viele nur geringen
Umfang haben.
Die ehemaligen Mandoletti-Bäcker sind im Aussterben, die
Kuchen-, Hohlhippen-, Zwieback- und Waffel-Bäcker vermehren sich