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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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jedoch auffallend, letztere senden ihre Artikel sogar ins Ausland 
(H. Mucha, Hramadka, Zahn und Andere mehr in Wien). 
Während des deutsch - französischen Krieges zeigte sich im 
Zuckerbäcker- und Canditen-Fache vermehrte Nachfrage für candirtes 
Obst, Bonbons etc. von den Donaufftrstenthümern, Russland, der 
Türkei etc.; die früher meist französischen Lieferanten Hessen diesen 
Export jedoch nicht ergiebig aufkommen, und haben, was Zoll- und 
Transport-Verhältnisse, sowie Arbeitslöhne und Capitalfragen anbe 
langt, viele Vortheile für sich. 
Im Ganzen haben sich die Zuckerbäckerei und ihre Neben- 
Gewerbe in Oesterreich sehr gehoben. Es werden Massen von Zucker 
zu Bonbons und Canditen verarbeitet und auch zum Theil exportirt, 
und bei den in neuerer Zeit günstigen billigen Zuckerpreisen dürfte 
die Concurrenz des Auslandes nicht sonderlich zu fürchten sein. 
Besonders wäre die Fabrication eingemachter Früchte einer sehr 
grossen Ausdehnung fähig. Im Allgemeinen macht sich in den letzteren 
Jahren ein bedauerlicher Mangel an intelligenten Arbeitern geltend. 
Die Lebzelter- und Wachszieher-Innung ist weit älter als die 
der Zuckerbäcker. Im vorigen Jahrhundert waren diese Gewerbe in 
viel lebhafterem Betriebe. Durch die mannigfaltigen Neuerungen auf 
dem Gebiete der Zucker-Fabrication wurden die aus Honig erzeugten 
Lebkuchen mehr und mehr verdrängt. Die Gewerbe verminderten 
sich und beschäftigen nun weniger Arbeiter als früher. Die Wachs 
zieherei ist ebenfalls im Abnehmen begriffen. Seit Einführung der 
Gasbeleuchtung, der Stearin-, Paraffin-Kerzen und des Petroleums 
werden Wachs-Producte immer entbehrlicher, so dass in Wien nur 
mehr einige Wachszieher bestehen (Döblinger, Altmann). 
Die Caffee-Surrogat-Fabrication datirt in Oesterreich aus der Zeit 
der Continental-Sperre. Im Jahre 1806 wurden von A. Tschinkel 
in Schönfeld*), Böhmen, die ersten Surrogate aus Cichorien und 
Rübenwurzeln gemacht. 1850 waren durch diesen Industriellen allein 
schon bei 6000 Joch Ackerland mit Rüben und Cichorien bebaut, 
welche in Schönfeld, Lobositz und Laibach verarbeitet werden. Nebst 
*) Emanuel Tschinkel wurde am 1. Jänner 1814 zu Schönfeld bei 
Kreibitz geboren und starb am 5. Juli 1871 ebendaselbst. 
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