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jedoch auffallend, letztere senden ihre Artikel sogar ins Ausland
(H. Mucha, Hramadka, Zahn und Andere mehr in Wien).
Während des deutsch - französischen Krieges zeigte sich im
Zuckerbäcker- und Canditen-Fache vermehrte Nachfrage für candirtes
Obst, Bonbons etc. von den Donaufftrstenthümern, Russland, der
Türkei etc.; die früher meist französischen Lieferanten Hessen diesen
Export jedoch nicht ergiebig aufkommen, und haben, was Zoll- und
Transport-Verhältnisse, sowie Arbeitslöhne und Capitalfragen anbe
langt, viele Vortheile für sich.
Im Ganzen haben sich die Zuckerbäckerei und ihre Neben-
Gewerbe in Oesterreich sehr gehoben. Es werden Massen von Zucker
zu Bonbons und Canditen verarbeitet und auch zum Theil exportirt,
und bei den in neuerer Zeit günstigen billigen Zuckerpreisen dürfte
die Concurrenz des Auslandes nicht sonderlich zu fürchten sein.
Besonders wäre die Fabrication eingemachter Früchte einer sehr
grossen Ausdehnung fähig. Im Allgemeinen macht sich in den letzteren
Jahren ein bedauerlicher Mangel an intelligenten Arbeitern geltend.
Die Lebzelter- und Wachszieher-Innung ist weit älter als die
der Zuckerbäcker. Im vorigen Jahrhundert waren diese Gewerbe in
viel lebhafterem Betriebe. Durch die mannigfaltigen Neuerungen auf
dem Gebiete der Zucker-Fabrication wurden die aus Honig erzeugten
Lebkuchen mehr und mehr verdrängt. Die Gewerbe verminderten
sich und beschäftigen nun weniger Arbeiter als früher. Die Wachs
zieherei ist ebenfalls im Abnehmen begriffen. Seit Einführung der
Gasbeleuchtung, der Stearin-, Paraffin-Kerzen und des Petroleums
werden Wachs-Producte immer entbehrlicher, so dass in Wien nur
mehr einige Wachszieher bestehen (Döblinger, Altmann).
Die Caffee-Surrogat-Fabrication datirt in Oesterreich aus der Zeit
der Continental-Sperre. Im Jahre 1806 wurden von A. Tschinkel
in Schönfeld*), Böhmen, die ersten Surrogate aus Cichorien und
Rübenwurzeln gemacht. 1850 waren durch diesen Industriellen allein
schon bei 6000 Joch Ackerland mit Rüben und Cichorien bebaut,
welche in Schönfeld, Lobositz und Laibach verarbeitet werden. Nebst
*) Emanuel Tschinkel wurde am 1. Jänner 1814 zu Schönfeld bei
Kreibitz geboren und starb am 5. Juli 1871 ebendaselbst.
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