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diesen Fabriken bestehen in Wien und in vielen Provinz - Orten
Surrogat-Erzeuger.
Die Choeolat - Fabrieation Oesterreichs stammt auch aus der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Im Jahre 1650 wurde der
Cacao aus Mexiko nach Europa eingeführt. Aus Spanien wurde der
erste Chocolat nach Oesterreich gebracht. In Wien bestehen unge
fähr 30 bis 40 Chocolat - Macher, welche meist ohne Maschinen die
Cacao-Bohnen zu Chocolat zerreiben. Seit 1828 arbeitet Fexer mit
einer verbesserten Maschine. Holzmann wendete 1840 durch Dampf
betriebene Maschinen an; ihm folgten in Wien Pischinger, in Prag
Kluge & Comp., in Bodenbach Jordan & Tymäus, in Triest J. Yalerio
und so viele Andere, die nun guten Chocolat fabriksmässig erzeugen.
Der österreichischen Chocolat-Production ist die ausländische
Concurrenz, besonders jene Frankreichs, der Schweiz und des Zoll
vereines sehr hinderlich. Jene Länder beziehen die Rohstoffe Cacao,
Vanille und Zucker viel billiger, als es in Oesterreich möglich ist.
Die hohen Eingangszölle und die Frachtsätze unserer Bahnen, die
Schwierigkeit gute, billige Maschinen zu bekommen, die theueren
Kohlen und hohen Arbeitspreise vermehren die Schwierigkeit, die
fremdländische Concurrenz zu bestehen. In Oesterreich hat sich der
Chocolat noch nicht so sehr als Nahrungsmittel eingebürgert, Caffee,
Wein und Bier sind die absolut vorherrschenden Getränke; in Frank
reich z. B. wird dagegen Chocolat massenhaft consumirt. Während die
kleinen Chocolat-Erzeuger Oesterreichs nur wenige Arbeiter beschäf
tigen, dehnen sich die mit Dampfkraft eingerichteten Fabriken immer
mehr aus. A. Tschinkel’s Fabrik in Schönfeld erzeugt allein jährlich
bei 3000 Centner Chocolat, jene von J. Kluge & Comp, nicht viel
weniger. Im Ganzen zeigt sich in der Chocolat - Fabrication ein
erfreulicher Fortschritt, und es dürfte diesem Erwerbs-Zweige noch,
auch nur nach theilweiser Beseitigung der früher erwähnten Hin
dernisse , eine grosse Zukunft in Aussicht gestellt werden.
A. Gerstner.