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Tabak*).
Eines der bedeutendsten tabakproducirenden Länder Europa’s ist
Oesterreich-Ungarn, sowohl was die Cultur, als auch -was die Fabri-
cation des Tabakes anbelangt.
Die allgemeine Aufnahme des Tabak-Consumes in Oesterreich-
Ungarn, scheint sich von den Zeiten des dreissigjährigen Krieges zu
datiren. Die Tabakpflanze fand zwar schon früher Eingang daselbst
(namentlich in Böhmen und Süd-Tirol), geniessbare Tabak-Fabricate
wurden aber zu jener Zeit doch nur aus dem Auslande bezogen.
Im Jahre 1662 suchte die gräflich Fürstenberg’sche Familie
das Recht der alleinigen Tabak-Einfuhr in Oesterreich-Ungarn zu
erlangen, jedoch vergeblich; 8 Jahre später, im Jahre 1670, verlieh
Kaiser Leopold I. dem Oberst-Landjägermeister Christof Grafen
Khevenhüller, das ausschliessliche Recht der Tabak-Einfuhr in Oester
reich ob der Enns, gegen Entrichtung des bisherigen Zolles von
40 Kreuzern per Centner und gegen die Instandhaltung der kaiser
lichen Jägerei-Erfordernisse. Bald darauf folgte ein ähnlicher Vor
behalt auch rücksichtlich der Tabak-Fabrication, es wurde näm
lich im Jahre 1676 dem Handelsmanne Johann Geiger zu Enns das
Privilegium ertheilt, allein und ausschliesslich Tabak im Laude
fabriciren zu dürfen. Der Anbau des Tabakes blieb frei, doch ver
pflichtete sich Geiger, alle in Oesterreich ob und unter der Enns
erzeugten Tabakblätter um einen bestimmten Preis abzulösen.
Im Jahre 1678 erhielt Graf Leopold Wilhelm Königsegg
das ausschliessliche Recht der Tabak-Einfuhr nach Nieder - Oester
reich auf die Dauer von 15 Jahren; dieses Privilegium wurde
später bis zum Jahre 1703 verlängert, wohingegen das an Grafen
*) Mit freier Benützung von L. v. Wagner’s „Handbuch der Tabak -
und Cigarren-Fabrication“, Weimar, 1871; ferner der einschlägigen Arbeiten
von G. Freiherrn von Plenker und des k. k. Ober-Finanzrathes Dr. Josef
Kruckel („Oesterreichische Revue“, Jahrgang 1863, Band II, III, V und VI,
resp. Jahrgang 1867, Heft VII).
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