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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Blätter aus diesem Grunde auf das Minimum beschränkt werden. 
Um nun den Bedarf ihrer Fabriken an Tabakblättern im Inlande 
decken zu können, war die Regierung angewiesen, den grössten I. heil 
des Rohstoffes in Ungarn ankaufen zu lassen, welches Land zu jener 
Zeit noch ausserhalb des Monopol-Gebietes stand. Schon im Jahre 
1796 wurden zu diesem Zwecke auch in Ungarn eigene „Tabak- 
Einlösungsämter“ errichtet, die sich jedoch nicht bewährten. Der 
Tabakproducent war in den Händen von Speculanten, die ihm schon 
auf die künftigen Fechsungen Vorschüsse gaben, und tvar die Regie 
nun genötigt, ihre Einkäufe durch diese Tabak - Händler besorgen 
zu lassen*). 
Es ist höchst interessant, wie bedeutend die Preise des Tabakes 
um diese Zeit stiegen. Während im Jahre 1779 der Centner Roh- 
Tabak durchschnittlich 2 fl. 33 kr. kostete, war der Preis desselben 
im Jahre 1802 auf 14 bis 16 fl., wenige Jahre darauf schon auf 
36 fl. gestiegen. Ungarn producirte zu dieser Zeit bei einer mittel- 
massigen Ernte, jährlich etwa 200.000 Centner Tabak, wovon das 
Aerar kaum mehr als 80.000 bis 150.000 Centner ablöste; seinen 
Ueberschuss an Tabak, von circa 50.000 bis 120.000 Centner musste 
demnach Ungarn ausführen, trotzdem dass auf dem Tabak-Export 
ein Zoll von 12 fl. per Centner lastete. 
In den übrigen Provinzen des österreichischen Kaiserstaates 
war der Tabakbau, im Vergleiche zu Ungarn, unbedeutend, und selbst 
Galizien erzeugte verhältnissmässig so wenig Tabak, dass sich 
Oesterreich, betreffend die Deckung seines Tabak-Bedarfes, auch auf 
*) In einem im Jahre 1822 erschienenen Werke „geschichtliche Dar 
stellung der ungarischen Tabak-Cultur und des Activhandels mit Tabak“, von 
Josef M. Deyäek, lesen wir unter Anderem: 
„In den späteren Zeiten (nach dem Jahre 1810), als durch die amerika 
nischen Kriege und Invasion der Feinde im Lande, die Consumtion der 
Tabakblätter sowohl im In- als dem Auslande zunalim, und die Cultur der 
Tabake sich durch die Preissteigerung der Brotfrüchte einigermassen ver 
minderte, hatte eine Gesellschaft von Israeliten veranlasst, ganze Stationen 
aufzukaufen, und sich also auch dieses ihnen bisher fremden Handels zu 
bemächtigen und selbst den Staat, auf welchen vorzüglich die Speculation 
gerichtet war, in Contribution zu setzen; sie haben auch in der That das 
hohe Aerar für seinen Bedarf in die Verlegenheit und Notwendigkeit ver 
setzt, ihnen das erforderliche Quantum zu Wucherpreisen abkaufen zu 
müssen.“
	        
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