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welche der einheimische Gewerbsfleiss in jener Zeit zu einer Voll
endung und Preiswürdigkeit gebracht hatte, durch welche das Publi
cum zufriedengestellt werden konnte, und auch alle Artikel einbe
zogen, welche als Gegenstände des höheren Wohllebens entbehrlich
schienen.
Den Fabrikanten wurde gestattet, ihre Erzeugnisse in ganzen
Stücken bei Hause und auf Jahrmärkten im Kleinen zu verkaufen,
und später selbst Verschleiss-Gewölbe zu eröffnen.
Die Schwächung des Bevormundungs-Systems war ein bedeuten
des Zugeständnis an die Fabriks-Industrie, in ihren Wirkungen nicht
zu unterschätzen. Der Zunftzwang wurde gelockert, die Gewerbe-
Freiheit theilweise eingeführt.
Die Schaffung von Fabriks- und Landesfabriks - Befugnissen
schoss die bedeutendste Bresche in die Zunft-Verfassung, dennerstere
gestattete, alle Arten von Hilfsarbeitern, welche zur Hervorbringung
des Fabricates nötig sind, zu vereinigen und auf eigene Rechnung
zu halten.
Die Landesfabriks-Befugnisse gewährten den Etablissements das
Recht, den Adler zu führen, sich k. k. priv. Fabrik zu nennen, und ihre
Erzeugnisse bei Hause und in Verschleiss-Gewölben am Fabriks-Orte
zu verkaufen, sowie Niederlagen in allen Provinzial-Hauptstädten zu
errichten; ihre Werkleute waren bis 1827 von dem Militärdienste
befreit.
Die Wollwaaren - Fabrication wurde insbesondere durch die
Tractate mit der Türkei, und die auf die Ausfuhr von Tüchern und
gesponnener Wolle laut Hofdecret vom 7. September 1768, vom
16. November 1786 und vom 3. Juli 1788 gesetzten Prämien mächtig
begünstigt und gefördert.
Maria Theresia Hess 325 Stück Merino - Schafe auf die k. k.
Familien-HerrschaftHolitsch (siehe auch Seite 32) in Ungarn bringen,
begründete auf dem Staatsgute Marcopeil mit 400, theils spanischen,
theils Paduaner Schafen eine zweite, und 1786 in Mannersdorf in
Nieder-Oesterreich eine dritte Pflanzstätte veredelter Schafe.
Fürst Alois Kaunitz verpflanzte eine durch Vermittlung seines
Onkels erlangte Heerde auf seine Besitzung in Jarmeritz, Baron