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Der aus den Handelsleuten Leopold Köfilier, Bochner, Steyrer,
Pragirei, Stummer und Weber bestehenden Gesellschaft, welche diese
erste Tuch-Fabrik leitete, wurden vom Staate ansehnliche Geldmittel
zur Verfügung gestellt.
Im Jahre 1780 ging die Leitung an Herrn Köfiller (aus den
Niederlanden) ausschliesslich über, unter der Bedingung, dass er sie
durch wenigstens 12 Jahre im Gange erhalte und wenigstens auf
60 Stühlen arbeiten lasse.
Die Leistungen dieses Mannes während des kurzen Bestandes
der Fabrik (bis zum Jahre 1789) sind gross und folgenreich
gewesen.
Aus der Fremde gekommen, war er genötigt, da er die erfor
derlichen Arbeitskräfte nicht vorfand, Färber, Walker etc. aus seiner
Heimat mit grossem Aufwand von Kosten zu berufen.
Bezeichnend für ihn und seine Zeit ist es, dass er, obgleich
Katholik, seinen protestantischen Arbeitern die Erlaubniss vom Kaiser
Josef erwirkte, sich in einem Magazine der Fabrik, welches als Bet-
Saal eingerichtet wurde, zu versammeln; die evangelische Gemeinde
Brünns nennt ihn ihren Gründer, 44 Arbeiterhäuser wurden von ihm
erbaut.
Im Jahre 1780 errichtete Wilhelm Mundy (ehedem Tuchmacher-
Meister in der Köfiller’schen Fabrik) eine zweite Tuch-Fabrik in
Brünn, und ungefähr 10 Jahre später eine andere in Tischnowitz
in den prachtvollen Gebäuden, welche dem vom Kaiser Josef aufge
hobenen Orden der Cistercienser-Nonnen gehört hatten.
Die von ihm in Brünn errichtete Fabrik ging später an den in
den neunziger Jahren nach Brünn gekommenen Heinrich Schmal
über, dessen Name noch in der Gegenwart sich eines guten Klanges
erfreut, nebenbei bemerkt aber in keiner Beziehung zu den jetzigen
Trägern gleichen Namens steht.
Die erwähnten Etablissements waren bereits zur tüchtigen
Bildungsschule geworden.
Einige aus der Fabrik des Köfiller hervorgegangene Beamte:
J. H. Offermann (aus Montjoie), H. Hopf (aus Württemberg) und
J. Gottfried Bräunlich (aus Weida in Sachsen), errichteten, letztere