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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Der Schreck machte blind. — Es galt Alles zu wägen oder Alles 
zu verlieren. ■— Allein auch die Muthigsten und Umsichtigsten fielen 
nicht selten, ihre Kräfte überschätzend, zum Opfer. Die wenigen 
Fabriken, welche sich über das Jahr 1816 hinaus aufrecht erhielten, 
wurden durch das Notjahr 1817 in Folge der Missernte aufs 
Aeusserste bedroht. 
Der Hunger wüthete; die besten Kräfte raffte er weg, und um 
das Elend voll zu machen, wurde Oesterreich durch die Veränderung 
der Zollsätze Kusslands der dortige Markt verschlossen. 
Bis 1819 wurde die Stückfärberei gepflegt und nun auf einmal 
wurden Tücher in der Wolle gefärbt verlangt. Das auf dem Lager 
Befindliche konnte nur mit Verlust abgesetzt werden; derüebergang 
in die neue Erzeugung war mit grossen Schwierigkeiten verbunden. 
Es trat ein völliger Stillstand ein; die Schafwollwaaren-Industrie schien 
ihrem Untergange entgegen zu gehen. Glücklicher Weise war nicht 
aller Muth gesunken, die Schaffenskraft noch nicht völlig gebrochen. 
Einige Firmen, wie Offermann, Turetschek, Peschina und Andere 
hatten sich, wie schwer sie auch getroffen worden, noch erhalten. 
C. Offermann*), dessen Fabrik zu dieser Zeit 154 Menschen 
mit 40 Hilfs - Maschinen beschäftigte, und jährlich 1000 Stück 
Schafwollwaaren erzeugte, stellte trotz der ungünstigen Zeit- 
Verhältnisse 1816 eine Dampf-Maschine von 10 Pferdekraft auf. 
Sie kam aus London und war in Brünn die erste Dampf-Maschine 
von grösserer Bedeutung**). 
Obigen Firmen gesellten sich durch die Gunst der gegebenen 
natürlichen Bedingungen, der vorhandenen Arbeitskräfte, des bereits 
ausgebildeten Kufes des Platzes bald Andere an, und belebten das 
scheinbar schon erstorbene Gewerbe von Neuem. 
*) Carl Offermann, geboren am 26. November 1792 in Brünn, gestor 
ben den 28. September 1869 zu Gattendorf in Ungarn. 
**) Im Jahre 1815 schon wurde von dem Engländer Bailton eine 
Dampf-Maschinejvon 3 Pferdekraft zum Betriebe einer Walke bei Wunsch 
unter dem Franzensberge in Brünn aufgestellt, die aber theils in ihrer Kraft 
überschätzt, theils wegen ihres zarten Baues bald zu Grunde ging. Im Jahre 
1836 stellte die Offermann’sche Fabrik eine Dampf-Maschine von 25 Pferde 
kraft auf, welche C. Treviranus, Director der fürstlich Salm’schenMaschinen- 
Fabrik in Blansko, nach dem Watt’schen Systeme baute.
	        
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