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Die von den Nachfolgern der Firma Seitter vollzogene Einführung
des sogenannten Satin-Cloth war von glücklichem Erfolg, denn viele
Ortschaften, wie Lomnitz, Tischnowitz, Doubrawnik, Bystritz, Neu-
stadtl und andere fanden dadurch Jahrzehnte lohnende Beschäftigung
und gewannen an Bedeutung.
Brünns Erzeugnisse errangen sich durch ihre Solidität wieder
die Bedeutung von ehedem.
Allein trotz der eingeführten Hand-Spinnmaschinen und den
bestehenden Lohnspinnereien von Hopf und Bräunlich, Schmal, Offer
mann, Soxhlet, Schöll, Gebrüder Godhair, Gebrüder Delhaes konnten
die Fabrikanten Garn weder in erforderlicher Menge noch in der
gewünschten Beschaffenheit erhalten. War dieser Mangel den her
vorragenden Fabriken, welche zum Staunen der Zeitgenossen den
Dampf als Motor bereits eingeführt hatten, weniger fühlbar, so
wurden die kleineren Erzeuger dadurch um so mehr beengt.
Da erweiterte sich die 1823 von Hubert Soxhlet in’s Lehen geru
fene Lohhspinnerei unter der Leitung seiner beiden Söhne, Felix und
Eugen, zur ersten Lohnspinnerei von grösserer Bedeutung. Sie stellten
1834 eine Dampf-Maschine von 12 Pferdekraft, im Jahre 1838
eine zweite von 14 Pferdekraft auf und schon 1842 folgte ihnen eine
Mitteldruck-Maschine von 70 Pferdekraft, welche in Blansko gebaut
worden war. 1849 erhielt sie durch eine in der Fabrik gebaute
Hochdruck-Maschine von 36 Pferdekraft die notwendig gewordene
Beihilfe. So sah Brünn in kürzester Zeit durch diese Männer die
grossartigste und besteingerichtetste Streichgarn-Spinnfahrik des Con-
tinents entstehen.
Gegen Ende der zwanziger Jahre schien die Brünner Industrie
durch die Concurrenz von Beichenberg bedroht, dessen Erzeugnisse,
obwohl von geringerer Wolle, aber gefälliger und billiger und von
vorzüglicher Walke und Appretur waren. Diese Concurrenz und das
Auftreten der Cholera hatte einen momentanen Stillstand zur Folge,
der das Schlimmste befürchten liess.
Da trat in der Mitte der dreissiger Jahre eines jener Ereignisse
ein, welche über das Gedeihen oder Verkümmern eines Industrie
zweiges entscheiden.