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Im Jahre 1814 ging aus der schlesischen Ackerbau-Gesellschaft
der mährisch-schlesische Schafzüchter-Verein hervor, welcher auf Vor
schlag des mährischen Gutsbesitzers von Eeindl unter thatkräftiger
Mitwirkung des Altgrafen Salm entstanden, den segensreichsten
Einfluss auf die Veredlung und Verbreitung der Schafzucht ausübte,
bis im Jahre 1847 seine Auflösung erfolgte.
Die Ed. Lichnovski’sche Schäferei war hochberühmt, so dass
noch heute Sachkundige von der Wolle und den Thieren derselben
mit Begeisterung sprechen.
So ward Mähren durch die Zucht spanischer und von 1825 ab,
auch sächsischer Schafe zu einem der hervorragend wollproduckenden
Lande, dem später nur Australien und Ungarn Coneurrenz machen
konnten. Lange litt die Ausfuhr österreichischer Wollen unter einem
hohen Ausgangszolle, wovon sie in den zwanziger Jahren durch
Keduction (von 16 fl. bis zuletzt auf 1 fl. perCentner) befreit wurden.
Mährische Wollen gingen nun nach allen Puncten Deutschlands
und selbst nach Bussland.
Die Schafzucht verlor leider von den vierziger Jahren ab in
Mähren mehr und mehr an Boden und verminderte sich namentlich
durch die nach dem Jahre 1848 eingetretene tiefgreifende Veränderung
auf wirtschaftlichem Gebiete, sowohl in quantitativer wie qualitativer
Beziehung.
Nach Schätzungen von fachkundigen Zeitgenossen betrug die
jährliche Menge der in Mähren erzeugten Schafwolle circa 20.000 Ctr.
Diese Bohstofl'-Menge genügte aber dem Bedarfe der Industrie
des Landes nicht.
In den dreissiger Jahren schätzten Fachmänner den Bedarf
Brünns allein auf 18—20.000 Centner, der zu Anfang der vierziger
Jahre auf 50.000 Centner, zu Beginn der fünfziger Jahre auf
80.000 Centner wuchs, und seitdem in rapiderWeise stieg, während
die producirte Wollmenge dem Bedarfe nicht nur nicht Stand hielt,
sondern sich noch verminderte.
Die Zahl der feinen Schafe hat sich um mehr' als die Hälfte
verringert und die Schafzucht wird aus der Landwirtschaft mehr
und mehr verdrängt.