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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Die Industriellen sind genötigt, ihren Bedarf an Rohstoff aus 
anderen Ländern zu beziehen. 
Die Woll-Production Ungarns dagegen hob sich und betrug in 
den dreissiger Jahren bereits 38.000 Centner jährlich, im Preise \on 
165—190 fl. per Centner. Sie wurde zunächst zur Deckung des 
Bedarfs der mährischen Industrie eingeführt. 
Auch in Ungarn, wo seiner Zeit die vom Grafen Hunyadi 
errichtete Schäferei wegen ihrer rationellen Schafzüchtung hoch 
berühmt war, erlitt die Schafzucht einen Rückgang und die Indu 
striellen müssen den Bedarf an Wolle aus fremden Ländern, z. B. 
aus Russland, wo mittlerweile die Schafzucht emporkam, aus 
Australien etc. einführen. 
Der immer grösser werdende Fabriks-Betrieb lenkte die Auf 
merksamkeit auf Ersatzquellen von Rohstoff. 
Vollendetere Arbeits-Maschinen gestatten jetzt „Ausputz“, das 
sind Wollabfälle, die beim Schrobbeln entstehen und „Enden“, das 
sind Garnabfälle beim Spinnen, Weben u. s. w., welche früher einen 
nicht unbedeutenden Ausfuhr-Artikel nach Belgien bildeten, als 
Rohstoff zu verwenden. — Ebenso ist in der „Kunstwolle“, das ist 
eine Wolle, die aus verschiedenen Wollstoff-Lumpen, Abschnitzeln, 
Saaleuden, Garnenden etc., durch Zerreissen und nachherigesKrempeln 
gewonnen wird, ein billiger Rohstoff gefunden. — Auch die Haut- 
wolle, Gerberwolle und Kämmlinge finden schon seit Langem 
mannigfache Verwendung. — Seihst Scheerhaare, die früher aus 
geführt und zur Herstellung der velutirten Tapeten benutzt wurden, 
werden mit zu verwenden gesucht. 
1856 wurde der Versuch gemacht, Schafwolle mit Baumwolle 
zu vermischen, dann melirt versponnen und die aus solchen Garnen 
erzeugten Stoffe kamen unter dem Kamen „Vigogne-Stoffe“ in den 
Handel, fanden ihrer Billigkeit wegen grossen Absatz, wurden aber 
durch das Steigen der Baumwoll-Preise in Folge des amerikanischen 
Krieges wieder und nur zum Vortheile des bewährten Brünner Rufes 
verdrängt. 
Die Mode machte ihren Einfluss auch auf den Rohstoff geltend; 
so benutzte man Haare vom Vigogna-Thier, von dem Kameele, der 
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