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Im Inlande erst durch die Prohibitiv-Zölle und nach ihrem Falle
durch das Agio geschützt und erstarkt, konnte sich die Erzeugung
mehr und mehr auf den Export werfen, zu dessen Anbahnung und
Erweiterung sich im Jahre 1848 ein Handelsverein bildete, der sich,
nachdem er seine Aufgabe zum grossen Theile erfüllt hatte, im Jahre
1854 auflöste.
Die erste Londoner Weltausstellung (1851) machte für Brünns
Erzeugnisse in erfolgreichster Weise Propaganda.
Es drängte Alles zur Concentration des Betriebes und zur
Massen-Production; die erstere schien allein die gewünschte Reduc-
tion in den Erzeugungskosten, letztere allein die Möglichkeit zu
bieten, in der Menge den Ersatz für den durch Preiserniedrigung
verminderten Gewinn zu finden.
So lichteten sich immer mehr und mehr Fabriken vollständig
ein, in denen sämmtliche Arbeits-Processe vereinigt sind; auch die
Massen-Production wurde, wo die Natur des Stoffes nicht widerstrebte,
mit bestem Erfolge durch geführt und namentlich durch die Einfühlung
des mechanischen Webestuhles, dessen Verwendung füi Stieichgarne
durch die an ihm vorgenommenen Verbesserungen ermöglicht wurde
und durch Einführung vorteilhafter Hilfs-Maschinen, wie der Leim-,
Seheer- und Aufbäum-Masehine, welche diese drei Functionen in
einem verrichtet und die in der Gebrüder Schoeller sehen Fabrik
zuerst verwendet wurde, begünstigt und gefördert.
Im Jahre 1851 zählte man in den Fabriken der Stadt Brünn
24 mechanische Webestühle, im Jahre 1863 belief sich ihre Zahl
bereits auf 93.
Der durch intensiven Geschäftsbetrieb erreichbare Erfolg ist an
dem Industriellen Adolf Löw in sprechender Weise ersichtlich. Mit
spärlichen Mitteln beginnend, wuchs das unter der Firma Adolf
Löw & Schmal bekannte Etablissement zusehends und überraschend
empor.
Max Gomperz, einer der jüngeren Industriellen Brünns, aus
gezeichnet durch vielseitige gründliche Bildung, hatte auf seinen
Reisen die Gewerbeschulen Belgiens, Englands und Frankreichs
kennen gelernt und regte als Vice-Präsident der Brünner Handels-