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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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guiig erscheint. Die erste Umgestaltung hat das Spinnen im 
Jahre 1530 durch das Spinnrad erfahren, welches der deutsche 
Steinmetz Jürgens in Nürnberg erfand, und welches schon vermöge 
seiner Einfachheit und Zweckdienlichkeit in kurzer Zeit, sowohl in 
die ärmliche Hütte als in den fürstlichen Palast einzudringen ver 
mochte. Erst gegen das Ende des 16. Jahrhunderts wurden auch 
Männer in grösserer Anzahl zum Spinnen herangezogen. Einzelne 
deutsche Fürsten verwendeten ihre während der Friedenszeit unbe 
schäftigten Soldaten zum Spinnen. In den Strafanstalten wurde das 
Spinnen als Hauptbeschäftigung eingeführt und in England entstanden 
in Folge des Aulschwunges, den die Weberei in vielen Districten nahm, 
schon um diese Zeit in vielen Gegenden grosse Spinner-Colonien, 
Orte und Landstriche, deren Bevölkerung das Spinnen erwerbsmässig 
betrieb. Es gehörte dazu weder physische Kraft noch geistige Bildung 
und bei dem schlechten Zustand der damaligen Volksschulen blieb auch 
ganzen Schichten der Bevölkerung nichts übrig, als eben zum Spinnen 
die Zuflucht zu nehmen. 
Die zweite grossartige Umgestaltung erfuhr die Spinnerei in 
England, wo in Folge des bedeutenden Aufschwunges der Baumwoll- 
M eberei die Nachfrage nach Garnen, nach Handspinnern immer 
stärker wurde. 
Indem wir die Geschichte der mechanischen Spinnerei, deren 
Schauplatz England ist, als so allgemein bekannt voraussetzen können, 
dass es genügt, an die Namen John Wyatt, James Hargreaves, Ark- 
wright, Samuel Crompton, Roberts zu erinnern, wenden wir unseren 
Blick Deutschland zu, wo im vorigen Jahrhundert Baumwoll-Stoffe 
nur von reichen Personen getragen wurden, weil der Preis derselben 
ein höchst kostspieliger war. Kostete doch der Centuer 100 und 
mehr Ihaler und war an einen Aufschwung der Baumwoll-Industrie 
schon deshalb nicht zu denken, weil es bei diesem Preise lohnend 
war, die aus Baumwolle verfertigten Gewebe, Nankings und Zitze 
sowohl einzutühren, als über die Zollgrenzen zu schwärzen. Bios 
Lichter- und Lampendochte wurden schon im vorigen Jahrhundert in 
Deutschland und Oesterreich verfertigt und die Verspinnung der hiefür 
notwendigen V olle gab Frauen und Kindern an vielen Orten eine 
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