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Gradner nennen. In ihren Fabriken wurden von Nr. 6 bis Nr. 100
gesponnen, und auf ihren mechanischen Stühlen die schönsten Stoffe
wie Calicots und Barchente etc. erzeugt.
Die Weberei gelangte wie in Deutschland, so auch in Oester
reich, zu ausserordentlichem Ansehen und zu einer wahrhaft gross
artig volkswirtschaftlichen Bedeutung.
Die epochemachenden englischen Erfindungen auf dem Gebiete
der Weberei kamen Oesterreich allmälig zu Gute. Derselbe’W ebe-
Stuhl, welcher im 15. Jahrhundert der schwäbischen Leinen-Industrie
zu ihrem Weltrufe verhalt’, der später die sächsische und preussische
Tuchmacherei in Flor brachte, lag der W eberei in Oesterreich noch
zu einer Zeit zu Grunde, wo es England bereits verstanden hat, die
von genialen Männern gemachten Erfindungen in seinem Interesse
auszubeuten und sich damit grosse Reichthümer zu erwerben.
Es muss übrigens betont werden, dass die Fortschritte der
Weberei in Deutschland gleichfalls hinter den damaligen Fortschritten
Englands weit zurückgeblieben sind. Für den Oesterreicher ist es
hoch erfreulich, dass bereits im 18. Jahrhundert und noch häufiger
in der späteren Zeit es zahlreiche Oesterreicher waren, die sich um
die Erfindung und Verbesserung der Webe-Stühle und Webe-
Maschinen die anerkennenswertesten Verdienste erworben hatten.
So hat Anton Meilinger 1797 die ersten Schnellschützen hier
eingeführt, wodurch sich die Production verdreifachen liess. So
erfand Catulus Spath in Wien 1799 den Doppel-Webestuhl, worauf
zwei Zeuge übereinander verfertigt wurden; so wurde im selben
Jahre eine der ältesten und zugleich vorzüglichsten Schussspul-
Maschinen für Abrollspulen von Arzt in Wien erfunden, welche
Maschine nachher von Chwalla in Wien verbessert wurde; so wurde
eine Einrichtung zum Weben ungenähter Säcke im Jahre 1820 von
Bayerleuthner in Wien zuerst angewendet, und von Bischof & Horn
bostel im Jahre 1816, von Bernwarth im Jahrel818verdienstlicheVer-
besserungen an den damaligen mechanischen Webestühlen construirt.
Johann Reisser stellte 1815 in seiner Türkisch-Kappeu-Fabrik
in Wien die erste Dampf - Maschine auf, Johann Thornton erland
1818 eine selbstarbeitende Schlicht - Maschine und eine Webe-