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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Wunden schlug, vermochten nicht, dem so rasch aufblühenden Indu 
strie-Zweige dauernd Eintrag zu thun. Noch im Jahre 1815 finden 
wir die Fabrication in der Zunahme begriffen. Der riesige Aufschwung 
jedoch, welchen zu dieser Zeit die Baumwoll-Industrie nahm, schuf 
der österreichischen Leinen-Industrie eine Concurrenz, der dieselbe 
namentlich vermöge der mehr oder weniger primitiven Art, mit der 
in Oesterreich die Fabrication betrieben wurde, auf die Dauer nicht 
gewachsen war. 
Die traurigen, ernsten Folgen der Continental-Sperre zeigten 
sich erst jetzt. England hatte die Zeit des Abgesperrtseins vom 
Festlande trefflich benützt, und nicht nur mit grösster Energie die 
Baumwoll-Weberei betrieben, sondern auch in richtiger Erkenntnis, 
dass neben dem ausgebildeten Maschinenwesen, dessen sich die 
Baumwoll-Spinnerei bediente, die bei der Flachs-Spinnerei übliche 
Handarbeit sich nicht behaupten könne, versucht, Maschinen auch 
zur Flachs-Spinnerei anzuwenden, was bald zur vollen Zufriedenheit 
gelang. 
Als die europäischen Häfen sich wieder den englischen Schiffen 
öffneten, war eine totale Veränderung vor sich gegangen, England, 
das früher Leinen-Gespinnste und Gewebe von auswärts in bedeuten 
den Mengen bezogen hatte, überschwemmte jetzt den europäischen 
Markt mit seinen Fabricaten. Was half es, dass die österreichischen 
Gewebe solider gearbeitet waren! Das solide, aber theuere Fabricat 
wurde durch die billigen Baumwollstoffe und die mit Baumwollgarn 
eingetragenen Leinwänden (sogenannten Kambriks) verdrängt. Die 
natürliche Folge war, dass Oesterreich in kurzer Zeit seinen Export 
nach den entfernten Staaten des Auslandes, hauptsächlich nach 
Amerika einbüsste. Zwei Factoren namentlich waren es, die den 
Kampf unmöglich machten. Oesterreich besass keine Spinnereien, 
keine Bleichereien. 
Man kam zur Erkenntniss, dass die Maschinen - Spinnerei 
einen schöneren, gleichförmigeren Faden als die Hand - Spinnerei zu 
erzeugen vermag, und dass, sollte die österreichische Leinen-Industrie 
nicht ganz zu Grunde gehen, vor Allem die Errichtung von Spinnereien 
Not thue.
	        
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