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wurden. Dieses erhielt man durch künstliche Erwärmung bei einer
Temperatur von 28 bis 30° Reaumur bis nach etwa 3 Tagen der
Flachs leidig war.
Diese Anstalten haben sich nicht erhalten, sie waren alle viel
zu theuer und zu gross, sie brauchten zu ihrer Beschäftigung eine
solche Menge des an sich geringwertigen Roh-Materiales, dass diess,
bei der Abneigung der Landwirte, die selbständige Flachsbereitung
aufzugeben, nur mit grossen Kosten aus allzu weiter Ferne zu
beschaffen war.
Neuerer Zeit suchen Fach vereine und Spinn - Fabriken durch
Anstellung von Wander - Lehrern und Errichtung kleiner Muster-
Anstalten, die Wasserröste nach belgischem Muster einzubürgern,
und es bestehen solche Anstalten u. a. bei den Spinn - Fabriken zu
Friedland, Heidenpiltsch und Teschen.
Der Flachs wird durch 2—3 Wochen zur Bleiche auf Feld
oder Wiese gelegt, dann gebunden in grössere ausgeschalte Gruben
gestellt, und diese mit Wasser gefüllt, welches man durch Zuleitung
von ablaufendem Condensations-Wasser, wo solches bei Fabriken zur
Verfügung ist, auf 20° und darüber erwärmt. Nach 4—5 Tagen ist
der Flachs gar. Wo man kein warmes Wasser zur Verfügung hat,
kann mau diese Röste im Freien nur im Sommer anwendeii. weil die
künstliche Erwärmung des Wassers für derlei Gruben zu theuer
wäre. Die fortschreitende bessere Einsicht und Erkennt,niss wird und
muss der Wasserröste Eingang verschaffen. Die Wahl des Verfahrens
wird sich immer nach localen Verhältnissen richten.
Für die mechanischen Operationen der Flachsbereitung, das
Rüffeln und Brechen werden immer häufiger Maschinen angewendet.
Die Rasenbleiche, das älteste und einfachste Mittel zum Entfärben
oder Bleichen leinener Gespinnste und Gewebe ist auch heute
noch, besonders für Handgespiunste und sogenannte Haus- oder
Bauern-Leinwanden vielfach gebräuchlich.
Das Kochen mit Holzaschen-Lauge und die Wirkung der atmo
sphärischen Einflüsse, denen man die zu bleichenden Stoffe durch
Auslegen auf dem Rasen aussetzt, sind die Hauptmomente dieses
Verfahrens.