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Fahrlässigkeit in der Manipulation sehr schwere sind, und leicht bis
zum völligen Verderben der verbleichten Zeuge führen. Während
jedoch dieser Gefahr durch ein verständig geleitetes und gut beauf
sichtigtes Verfahren mit Sicherheit begegnet werden kann, ist es
dagegen unmöglich, der schädlichen Wirkung des theilweisen
Verwesungs-Processes, der bei dem langsamen Verlaufe der Basen-
Bleiche ausser dem Farbstoff immerhin auch die Zeuge selbst einiger-
maassen angreift, vorzubeugen.
Dem entsprechend ist der Gewichtsverlust, den die Bleichwaare
durch dieses Verfahren erleidet, wesentlich grösser als der, welcher
aus einer gut geleiteten Chlorbleiche resultirt.
Das neueste privilegirte Verfahren von L. Jarosson und
A. Bastaert in Lille bezweckt eine weitere namhafte Abkürzung
der Manipulation. 1872 war es erst auf drei österreichischen Bleichen
in Anwendung und das Urtheil der Fachmänner über dessen Wert
ist derzeit noch ein sehr getheiltes, woraus indessen nicht apodictisch
gefolgert werden darf, dass es nicht dennoch berufen sein könnte,
seinen Weg zu machen. Die technischen Hilfsmittel der Bleicherei
und Appretur haben gleichfalls, abgesehen von vielen ganz neuen
Einrichtungen, die wesentlichsten Verbesserungen erfahren. Von den
offenen Kochkesseln mit directer Feuerung ging man um das Jahr
1840 zur Dampfkocherei, und neuerer Zeit auf die Anwendung dicht
verschlossener eiserner Dampf-Koch-Apparate über.
Die Hobel-, Wäsche- und Stärke-Maschinen, die Schnell-Trocken-
Apparate mit heizbaren Walzen, die grossen Mangen, die Sehlage-
Mühlen und Kalander, grossentheils englische Erfindungen, traten
successive an die Stelle der Handarbeit oder primitiver Hilfsvorrich
tungen, und so sehen wir Einrichtung und Betrieb der modernen
grossen Bleichereien dem jetzigen Standpuncte der Wissenschaft ent
sprechend, in Wahrheit auf der Höhe der Zeit.
August Küfferle. *)
*) Die von der Flachsröste und Bleicherei handelnden
Abschnitte flössen aus der Feder des Herrn Oswald Machanek.