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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Es wurden aber auch Strohgeflechte aus Zinnwald und Teplitz 
bezogen, woselbst über 5000 Menschen mit der Erzeugung derselben 
beschäftiget waren. 
Im Jahre 1849 wurde in Wien auch die Erzeugung von Blonden p 
erfunden, welche aus Pferdehaar, Manilla-Hanf und Stroh geklöppelt 
werden und deren Verfertigung von Wien aus in das Erzgebirge, 
namentlich in die Umgebung von Pressnitz verpflanzt wurde. Der 
Absatz dieser Blonden ging bis nach Amerika. Der Arbeitslohn, der 
von Wien aus den Bewohnern des Erzgebirges zugegangen ist, hat 
schon im Jahre 1850 wohl 100.000 fl. C. M. überstiegen. In Wien 
war übrigens seit dem Beginne dieser Industrie fast nur die eigentliche 
Strohhut-Fabrication, das ist die Zusammenstellung der Stoffe zu 
Hüten und deren Appretur vertreten. 
Der Wiener Geschmack concurrirte mit dem Pariser, allein der 
Absatz beschränkte sich bis 1852 mit wenigen Ausnahmen nur auf 
die österreichischen Länder, was insbesondere dem Umstande zuzu- 
schreiben war, dass in Deutschland, England, Frankreich, der Schweiz f 
und Italien der Bedarf durch die dortige Erzeugung genügend gedeckt 
war, dagegen die östlichen und südöstlichen Staaten keinen oder 
nur sehr geringen Bedarf an Strohhüten hatten und Kussland durch 
zu grosse Eingangszölle verschlossen war. 
Im Jahre 1853 fing man an, fertige Blonden und Strohgeflechte 
auch nach Preussen, Sachsen, Braunschweig, Holland, Schweden, 
Frankreich, nach der Schweiz und nach Polen, und fertige Stroh- 
Waaren schon in grösseren Quantitäten nach Nord-Deutschland, den 
Donau-Fürstenthümern, Griechenland, Italien, Kussisch-Polen und 
Odessa, fertige Damenhüte auch nach Alexandrien und Cairo zu ver 
senden. 
Böhmiseh-Krumau, geliefert. Diese Fabrikantin stellte einen solchen Hut 
von 96 Touren und einer Schirmbreite von 8*/ a Zoll auch bei der zweiten * 
Gewerbe-Producten-Ausstellung in Wien im Jahre 1839 aus. 
Der Strohhut-Fabrikant Wilhelm Zettel in Wien stellte 1839 einen von 
ihm nach Florentiner Art auf der Maschine geflochtenen Hut aus, an dem 
3 Monate geflochten wurde und zu dem 78.400 Halme gebraucht wurden, 
zu dessen Zusammenstellung 777.000 Stiche nötig waren. In dessen Fabrik 
wurden auch Taschen aus inländischem Stroh verfertiget, wozu das Geflecht 
in Steiermark erzeugt wurde.
	        
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