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geschnitten wird, ehe es völlig reif ist. Der Verdienst per Woche
und Arbeiter variirt zwischen 2 und 4 fl.
In Steiermark wird die Erzeugung von Strohwaaren nur in
geringer Menge als Haus-Industrie von den Landleuten in der Um
gebung von Graz betrieben.
In Mähren werden nur ordinäre Strohhüte und in sehr unbedeu
tender Menge erzeugt.
In Tirol wurde im Jahre 1861 eine Strohhut-Fabrik in Innsbruck
errichtet; daselbst werden aber auch in dem Thale Sellrain seit
einigen Jahren ordinäre Strohhüte erzeugt, die jedoch auf den Handel
keinen hervorragenden Einfluss üben*).
In Ober-Oesterreich werden in Aigen, Linz, Urfahr und Eied
Strohhüte und ordinäre Geflechte für Strohsessel, Fuss- und Zimmer-
Decken, Schuhe etc. jedoch nur in geringer Menge erzeugt.
In Kärnten wurde diese Industrie durch einen Krainer vor
80 Jahren eingeführt und zwar in der Gemeinde Ludmannsdorf,
welche südlich von Klagenfurt zwischen dem Keutschacher und Drau-
Thale liegt. Ein Theil dieser Gegend erhielt auch den Namen
Strohberg.
Die Erzeugnisse dieser Gegend wurden in nicht geringer Menge
in Handel gebracht und auch ausser Landes verkauft. Gegenwärtig
befassen sich nur noch wenige ältere Leute mit der Erzeugung von
groben Strohhüten für die dortige Gegend. Ein Grund, warum dieser
Industrie-Zweig in vollständiger Abnahme begriffen ist, besteht darin,
dass die Krainer billigere und schönere Waare dahin liefern.
Krain verdankt diese Industrie einem Manne aus Jauchen, der
als österreichischer Soldat die Strohflechterei im Florentinischen
kennen lernte und sie vor ungefähr 100 Jahren seinen Landsleuten
lehrte.
Die ersten Geflechte und Stroh hüte wurden auch im Dorfe Jauch en
gemacht und die Erzeugnisse anfänglich nur in Krain abgesetzt.
*) Di« Strohhut-Fabrik von Friedmann und Tapezierer wurde im
Jahre 1801 gegründet, die Herren Stemberger hatten ihre Fabriken, welche
schon im Anfänge dieses Jahrhunderts renommirt waren, in Italien und
Roveredo und verlegten dieselben in neuerer Zeit nach Absam und Inns
bruck.