Rosshaar-Industrie.
In den, österreichischen Ländern werden Fabricate aus Eoss-
Haar in Krain, Nieder-Oesterreich und da insbesondere in Wien,
in Ober-Oesterreich, in Galizien, im böhmischen Erzgebirge und in
Tirol erzeugt; in Ungarn aber in Pinkafeld und Kitse.
Der Eohstoff wurde nach Krain bis ungefähr 1840 aus Ungarn,
Polen, Deutschland und Eussland eingeführt, in welch’ letzterem
Reiche in den Städten Petersburg, Niznjenovgorod und Archangel
ein sehr bedeutender und einträglicher Handel mit Kosshaaren
betrieben wird; seit 1840 jedoch wird das Boh-Material fast aus
schliesslich aus Eussland über Hamburg via Wien in unzugerichtetem
Zustande bezogen. Frankreich liefert auch Eosshaare nach Krain, jedoch
schon in zugerichtetem Zustande (gewaschen und in gleiche Längen
gelegt). In Ungarn wird zumeist inländisches Eosshaar verarbeitet,
während die anderen Länder und insbesondere auch Wien das Boh-
Material meist aus Eussland beziehen.
Wo in Oesterreich zuerst diese Industrie betrieben und von
woher sie nach Oesterreich verpflanzt wurde, ist unbekannt.
Am bedeutendsten ist die Eosshaar - Industrie in Krain, und
zwar in Krainburg und in den dieser Stadt nahegelegenen Ortschaften.
Sie bildet die älteste Manufactur Krains (Illyrisches Blatt, Jahrgang
1820). Jedenfalls kann man behaupten, dass diese Industrie im
16. Jahrhundert in obiger Gegend schon bedeutend war*).
*) Yalvasor sagt über die Bevölkerung der erwähnten Gegend Fol
gendes: „Ihrer Viele handeln mitSiebböden, deren eben wohl in diesem Ober-
Kxain eine grosse Quantität gemacht wird, ganz in Senogallia (Sinigaglia)
und Augusta, in das romanische Gebiet über’s Meer.“ — An einer anderen
Stelle schreibt er: „Feichting ist das allergrösste Dorf in Krain, wird meisten-
theils von Siebmachern bewohnt, so die Siebböden von Rosshaar machen
und sonst im römischen Reich Sieber genannt werden.“ — Weiters sagt er
über das Dorf Peven in der Nähe von Krainburg: „So macht man eben hie-
selbst auch sehr viele Siebböden von Rosshaar.“
Weiters spricht dafür, dass die Sieb-Erzeugung im 16. Jahrhunderte
in Krain, und zwar in Krainburg feste Wurzel gefasst hat, auch ein im Besitze
des Carl Florian, Wollkotzen-Fabrikanten in Krainburg, befindlicher Original-