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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

Rosshaar-Industrie. 
In den, österreichischen Ländern werden Fabricate aus Eoss- 
Haar in Krain, Nieder-Oesterreich und da insbesondere in Wien, 
in Ober-Oesterreich, in Galizien, im böhmischen Erzgebirge und in 
Tirol erzeugt; in Ungarn aber in Pinkafeld und Kitse. 
Der Eohstoff wurde nach Krain bis ungefähr 1840 aus Ungarn, 
Polen, Deutschland und Eussland eingeführt, in welch’ letzterem 
Reiche in den Städten Petersburg, Niznjenovgorod und Archangel 
ein sehr bedeutender und einträglicher Handel mit Kosshaaren 
betrieben wird; seit 1840 jedoch wird das Boh-Material fast aus 
schliesslich aus Eussland über Hamburg via Wien in unzugerichtetem 
Zustande bezogen. Frankreich liefert auch Eosshaare nach Krain, jedoch 
schon in zugerichtetem Zustande (gewaschen und in gleiche Längen 
gelegt). In Ungarn wird zumeist inländisches Eosshaar verarbeitet, 
während die anderen Länder und insbesondere auch Wien das Boh- 
Material meist aus Eussland beziehen. 
Wo in Oesterreich zuerst diese Industrie betrieben und von 
woher sie nach Oesterreich verpflanzt wurde, ist unbekannt. 
Am bedeutendsten ist die Eosshaar - Industrie in Krain, und 
zwar in Krainburg und in den dieser Stadt nahegelegenen Ortschaften. 
Sie bildet die älteste Manufactur Krains (Illyrisches Blatt, Jahrgang 
1820). Jedenfalls kann man behaupten, dass diese Industrie im 
16. Jahrhundert in obiger Gegend schon bedeutend war*). 
*) Yalvasor sagt über die Bevölkerung der erwähnten Gegend Fol 
gendes: „Ihrer Viele handeln mitSiebböden, deren eben wohl in diesem Ober- 
Kxain eine grosse Quantität gemacht wird, ganz in Senogallia (Sinigaglia) 
und Augusta, in das romanische Gebiet über’s Meer.“ — An einer anderen 
Stelle schreibt er: „Feichting ist das allergrösste Dorf in Krain, wird meisten- 
theils von Siebmachern bewohnt, so die Siebböden von Rosshaar machen 
und sonst im römischen Reich Sieber genannt werden.“ — Weiters sagt er 
über das Dorf Peven in der Nähe von Krainburg: „So macht man eben hie- 
selbst auch sehr viele Siebböden von Rosshaar.“ 
Weiters spricht dafür, dass die Sieb-Erzeugung im 16. Jahrhunderte 
in Krain, und zwar in Krainburg feste Wurzel gefasst hat, auch ein im Besitze 
des Carl Florian, Wollkotzen-Fabrikanten in Krainburg, befindlicher Original-
	        
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