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Es hat einige Wahrscheinlichkeit für sich, dass die ersten Sieb-
böden-Erzeuger in dem Dorfe Feichting Deutsche waren und dass, so
wie sich ehedem daselbst Deutsche niedergelassen haben, auch diese
Fabrication deutschen Ursprunges sei, weil noch heutzutage die
grossen Siebe der schönsten und vorzüglichsten Qualität „Linzer“
heissen, es sei deim, dass dieser Name vielleicht davon herrührt, dass
der Absatz der grossem Sorte nur nach Linz stattgefunden habe,
welches letztere aber insoferne unwahrscheinlich erscheint, da so viel
bekannt, der Handel mit Rosshaar-Siebböden nach Oesterreich nie
mals lebhaft war. Nach Andern soll die Rosshaar-Siebböden-Erzeu
gung ihren Ursprung in Italien haben, woselbst bedeutende Quanti
täten in Verwendung kommen.
Die Männer, welche als Fabriks-Besitzer der ältern Zeit in der
Geschichte dieser Industrie fortan einen Ehrenplatz einnehmen werden
und namentlich den Export der Waare nach dem Auslande systemi-
sirt haben, sind Joh. Jos. Jenko v. Jeukensheim, Realitäten-Besitzer
in Strazise, Matthäus und Vinceuz Demser, Realitäten-Besitzer in Dör
fern, Peter Heiss in Lak, Dr. med. Natalis Pagliaruzzi *) inKrain-
burg, welcher wegen seiner grossen Verdienste um die Hebung dieses
Stiftbrief, datirt vom 10. März 1638. In diesem Stiftbriefe spricht Bartelmä
Olben von seinem verstorbenen Vater Jakob Olben: „der da nicht allein
Spital- und Kirchen-, sondern auch Kammer- und Kichterämter zu unter
schiedlichen Jahren ohne Rhumb zu melden, als gewester Rathsbürger und
Handelsmann allda verwaltet hat. 11 Nach diesem Stiftbriefe hat dieser Jakob
Olben für die der Bruderschaft der heiligen Dreifaltigkeit zu Krainburg
incorporirten Fatschen- dann Siebmacher, und Handels - Genossen und zwar
pro vivis et defunctis eine Messe gestiftetund 30 fl. rheinisch hiezu gewidmet.
Bartelmä Olben hat dieses Stift - Capital mit obigem Stiftbrief um 20 fl. im
Jahre 1638 vermehrt, und zwar zu dem Zwecke, dass für seine verstorbenen
Kinder gebetet werde.
Einen weiteren Beweis für das Alter dieser Industrie in Krain findet
man in der Biographie des für dieses Land durch seine vielen Stiftungen
unvergesslichen Jakob Schell von und zu Schellenburg. Die bezügliche Stelle
lautet: „Vermöge Vertrages vom 8. März 1686 verbanden sich Georg und
Martin Keber (Vater und Sohn) dem Herrn von Schellenburg 700 Buschen
Siebböden zu liefern“. Später vor etwa 140 Jahren soll ein sicherer Dolenz
die Sieb-Fabrication im Grossen betrieben und sich damit ein bedeutendes
Vermögen erworben haben. Sowohl von Keber als Dolenz existiren noch
heutzutage Nachkommen, die sich mit der Sieb-Erzeugung beschäftigen.
*) Natalis Pagliaruzzi, Ritter v. Kieselstein, wurde zu Karfreit bei
Görz im Jahre 1745 geboren und starb in Krainburg am 25. April 1832 in
seinem 87. Lebensjahre.