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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Es hat einige Wahrscheinlichkeit für sich, dass die ersten Sieb- 
böden-Erzeuger in dem Dorfe Feichting Deutsche waren und dass, so 
wie sich ehedem daselbst Deutsche niedergelassen haben, auch diese 
Fabrication deutschen Ursprunges sei, weil noch heutzutage die 
grossen Siebe der schönsten und vorzüglichsten Qualität „Linzer“ 
heissen, es sei deim, dass dieser Name vielleicht davon herrührt, dass 
der Absatz der grossem Sorte nur nach Linz stattgefunden habe, 
welches letztere aber insoferne unwahrscheinlich erscheint, da so viel 
bekannt, der Handel mit Rosshaar-Siebböden nach Oesterreich nie 
mals lebhaft war. Nach Andern soll die Rosshaar-Siebböden-Erzeu 
gung ihren Ursprung in Italien haben, woselbst bedeutende Quanti 
täten in Verwendung kommen. 
Die Männer, welche als Fabriks-Besitzer der ältern Zeit in der 
Geschichte dieser Industrie fortan einen Ehrenplatz einnehmen werden 
und namentlich den Export der Waare nach dem Auslande systemi- 
sirt haben, sind Joh. Jos. Jenko v. Jeukensheim, Realitäten-Besitzer 
in Strazise, Matthäus und Vinceuz Demser, Realitäten-Besitzer in Dör 
fern, Peter Heiss in Lak, Dr. med. Natalis Pagliaruzzi *) inKrain- 
burg, welcher wegen seiner grossen Verdienste um die Hebung dieses 
Stiftbrief, datirt vom 10. März 1638. In diesem Stiftbriefe spricht Bartelmä 
Olben von seinem verstorbenen Vater Jakob Olben: „der da nicht allein 
Spital- und Kirchen-, sondern auch Kammer- und Kichterämter zu unter 
schiedlichen Jahren ohne Rhumb zu melden, als gewester Rathsbürger und 
Handelsmann allda verwaltet hat. 11 Nach diesem Stiftbriefe hat dieser Jakob 
Olben für die der Bruderschaft der heiligen Dreifaltigkeit zu Krainburg 
incorporirten Fatschen- dann Siebmacher, und Handels - Genossen und zwar 
pro vivis et defunctis eine Messe gestiftetund 30 fl. rheinisch hiezu gewidmet. 
Bartelmä Olben hat dieses Stift - Capital mit obigem Stiftbrief um 20 fl. im 
Jahre 1638 vermehrt, und zwar zu dem Zwecke, dass für seine verstorbenen 
Kinder gebetet werde. 
Einen weiteren Beweis für das Alter dieser Industrie in Krain findet 
man in der Biographie des für dieses Land durch seine vielen Stiftungen 
unvergesslichen Jakob Schell von und zu Schellenburg. Die bezügliche Stelle 
lautet: „Vermöge Vertrages vom 8. März 1686 verbanden sich Georg und 
Martin Keber (Vater und Sohn) dem Herrn von Schellenburg 700 Buschen 
Siebböden zu liefern“. Später vor etwa 140 Jahren soll ein sicherer Dolenz 
die Sieb-Fabrication im Grossen betrieben und sich damit ein bedeutendes 
Vermögen erworben haben. Sowohl von Keber als Dolenz existiren noch 
heutzutage Nachkommen, die sich mit der Sieb-Erzeugung beschäftigen. 
*) Natalis Pagliaruzzi, Ritter v. Kieselstein, wurde zu Karfreit bei 
Görz im Jahre 1745 geboren und starb in Krainburg am 25. April 1832 in 
seinem 87. Lebensjahre.
	        
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